Klettersteig mit Hund
Nach Klettersteigtour mit Hund auf dem Peitlerkofel

Klettersteig mit Hund

Klettersteige mit Hund? Ist das möglich? Aus meiner Erfahrung mit Mexx: Ja und nein. In diesem Beitrag möchte ich darauf eingehen unter welchen Voraussetzungen ein Klettersteig mit Hund machbar wäre und was man dabei beachten sollte. Dies ist natürlich nur meine persönliche Meinung und Einschätzung – du kennst deinen Hund am besten und weißt, was ihm und was dir zuzutrauen ist. Im Zweifelsfall entscheide dich für eine andere Tour. Ein „Könnte vielleicht klappen“ sollte es nie geben.

Immer gesichert und die einfachste Route
Immer gesichert und die einfachste Route

Voraussetzungen für Klettersteig mit Hund

Die Grundvoraussetzungen sind erstmal deine Erfahrung sowohl mit Klettersteigen als auch im alpinen Gelände. Bist du ein erfahrener und sicherer Tourengeher, der sich zutraut, noch Verantwortung und Kontrolle für den Hund zu übernehmen? Bist du bereit zum Wohle des Hundes zu verzichten, umzukehren oder eine leichtere Tour zu wählen? Und ist dein Hund auch gesundheitlich fit dafür, war er im besten Fall schon einige Male am Berg unterwegs? Wenn du es dir und deinem Hund zutraust, dann beginne langsam und überfordere den Hund nicht. Lieber einen Schritt zurück gehen, als zu viel zu riskieren.

Du als Hundeführer solltest absolut sicher sein, nur so kannst du genug Konzentration und Kraft aufbringen deinen Hund in schwierigen Stellen zu sichern und zu leiten.

Meine Tipps gelten für einen mittelgroßen Hund – Mexx wiegt 30 kg. Ich kann ihn noch gut unterstützen und über schwere Schlüsselstellen heben. Ist der Hund sehr klein, kann er natürlich leicht in einem Tragerucksack sicher transportiert werden. Bei größeren und schweren Hunde wird die Möglichkeit der Unterstützung (Heben/Tragen) kaum gegeben sein, hier sollte man sicherheitshalber auf Klettersteige verzichten.

Der Hund sollte schon überwiegend selbstständig seinen Weg gehen und nicht „durchgeschleift“ werden, dies ist nur Quälerei für den Hund.

Was sollte bei der Auswahl von Klettersteigen mit Hund beachtet werden?

ZEITPUNKT UND SICHERHEIT FÜR ANDERE: Ein Hund – wie auch Kinder oder unerfahrene Klettersteiggeher – kann unbeabsichtigt Steinschlag auslösen, welcher weitere Kletterer gefährdet. Deshalb sollte der Klettersteig oder die Kletterstellen dann begangen werden, wenn wenig „Verkehr“ auf dem Steig herrscht. An Rushhourzeiten für bekannte Klettersteige haben Hunde nichts zu suchen. Die Wahl des Klettersteiges sollte deswegen auch eher auf eine nicht so stark begangene Tour fallen. Bricht man früh oder alternativ spät auf oder nimmt Tage mit nicht dem besten Wetter, geht außerhalb der Urlaubssaison (Frühjahr und Herbst), so hat man oftmals den Steig fast für sich alleine oder zumindest mit ausreichend Sicherheitsabstand zu potentiellen Nachfolgern.

LÄNGE DES KLETTERSTEIGES: Gut eignen sich Bergtouren, welche anteilig versicherte Klettersteigstellen aufweisen und zwischendurch (am besten einen großen Anteil) Gehgelände aufweisen. Von einem reinen, durchgehend schweren Klettersteig würde ich eher abraten. Beispiele für hundetaugliche Bergtouren in den Dolomiten mit Klettersteigstellen, sortiert nach Schwierigkeit findest du hier in meiner Übersicht.

SCHWIERIGKEIT: Aus meiner Erfahrung mit Mexx kann ich berichten, dass er leichte Kletterstellen (bis II) ziemlich sicher und bei Bedarf mit Unterstützung meistert. Bei Klettersteigen achte ich darauf, dass die Schwierigkeit stellenweise maximal B/C erreicht. Jedoch kann man das auch nicht so pauschal sagen: Wir haben schon mal locker leicht eine B/C Stelle passiert ohne jegliche Unterstützung. Höher sollte die Schwierigkeit allerdings nicht liegen – und wohl gemerkt: STELLENWEISE! Der Hauptteil des Steiges sollte leichter sein. Bei höherer Schwierigkeit kann der Mensch sich am Stahlseil halten und emporziehen – der Hund aber nicht!

ÜBER SCHLÜSSELSTELLEN VORHER INFORMIEREN: Für Menschen eine Vereinfachung im Klettersteig: Leitern und Trittstifte bzw. -bügel. Für Hundepfoten ist das nicht ganz so einfach. Zum Thema Leitern: hinauf geht es hundertmal einfacher als hinab. Das „Leiterklettern“ lässt sich mit Hund auch gut üben, Mexx kennt das Kommando „Leiter“ und hangelt sich dann, durch mich nah hinter ihm abgesichert, hinauf. Kurze Leitern sind meist kein Problem, wenn der Hund weiß, was man von ihm will. Ich lasse Mexx vorgehen und sichere ihn durch meinen Körper, indem ich direkt hinter ihm bin und mich festhalte. Im besten Fall gibt es eine Person oberhalb der Leiter, die den Hund über Bandschlingen oder Seil sichert. Hinab sollte vermieden werden! Ein Ablassen/Abseilen ist zwar möglich, bedeutet für viele Hunde aber Angst und Stress. Bei der Planung dringend beachten! Dasselbe gilt für Trittstife oder -bügel, hier wissen Hundepfoten auch nichts damit anzufangen. Kurze Abschnitte (Steilstufen), bei denen ein Treten ausschließlich auf den Tritthilfen möglich ist, können mit Unterstützung durch eine zweite Person überbrückt werden. Eine Person sichert von oben, die andere stützt den Hund oder hebt ihn über die Steilstufe. Längere Abschnitte sind kaum machbar und sollten nicht versucht werden.

UMGEBUNG IM BLICK BEHALTEN: Manchmal gibt es links und rechts neben schwierigeren Stellen auch einfachere Möglichkeiten für deinen Hund, er muss nicht immer den direkten Weg nehmen. Dafür musst du die Schwierigkeit und alpines Kraxeln im leichten Gelände aber quasi im Schlaf beherrschen.

Leitern: lieber hoch als runter!
Leitern: lieber hoch als runter!

Sicherung des Hundes im Klettersteig

Ohne ein gutes Hundegeschirr geht es nicht. Dieses sollte ausbruchsicher, bequem für den Hund, mit Tragegriff und stabiler Öse sein. Ich verwende seit Jahren das Ruffwear Webmaster Harness* als Teil des Ruffwear Palisades Pack* (Testbericht zum Palisades Pack hier). Das Geschirr gibt dem Hund die nötige Stabilität und Sicherheit, entlastet auf Trage- und Hebepassagen, auch ein kurzzeitiges Abseilen ist möglich. Der breite, längsgerichtete Tragegriff ist optimal für ein „sofortiges Eingreifen“ geeignet.

Die Sicherung des Hundes sollte nicht über eine Leine erfolgen, diese ist nicht für diesen Zweck konstruiert worden. Ich nutze meistens eine Kombination aus Schraubkarabinern und Bandschlingen oder Prusiken, denn so kann ich die benötigte Länge und den Abstand zum Hund je nach Situation varieren.

Am Gurt oder in der Hand beim Sichern? Sollte die Hundesicherung im Gurt eingehängt werden oder nicht? Ich hänge den Hund nur in meinem Gurt ein, wenn ich ebenfalls sicher in einem Stahlseil klinke oder mich in absolut sicherem Gelände befinde, ansonsten bleibt er über die Hand gesichert. Ist man zu zweit unterwegs, kann der Hund zusätzlich noch vom Partner (Hand oder Gurt) gesichert werden. Eine Hand ist am Stahlseil, die andere an der Hundesicherung. Wichtig zur Erinnerung: Hund im Klettersteig geht dann, wenn du dich hundertprozent sicher und fast blind in der Schwierigkeit bewegen kannst. Bei Unsicherheiten deines Hundes musst du sicher stehen und ihn stützen.

Abstieg vom Gipfel des Sas Rigais nach einem Klettersteig mit Hund
Abstieg vom Gipfel des Sas Rigais nach einem Klettersteig mit Hund

Fühlt sich der Hund im Klettersteig wohl?

Nicht jeder Hund ist ein Freund von alpinen Kraxelabenteuern. Deswegen fange klein und leicht an und beobachte, wie sich dein Hund verhält. Geht er schwanzwedelnd voraus und meistert die kleinen Schwierigkeiten mit Bravour? Wartet er an Schlüsselstellen auf deine Unterstützung? Dann steht weiteren Abenteuern nichts im Wege!

Ist er jedoch ungestüm, kaum zu kontrollieren oder winselt mit eingeklemmtem Schwanz? Dann solltet ihr umkehren und leichtere Wege nehmen. Wie immer: Der Hund bestimmt, was machbar ist und wo es langgehen kann.

Mexx ist ein richtiger Berghund, hat Freude dabei und kraxelt mit derselben Begeisterung wie sein Frauchen. Bei unsicheren Stellen zeigt er mir das mit Warten, einem Blick zurück und stellenweise leisem Fiepen an. Da gibt es eine kurze Unterstützung (Heben, Schub am Po) und schon geht es schwanzwedelnd weiter.

Beispiele für Klettersteige und Alpinklettern mit Hund

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Wir können auch den Aufstieg über den Weg 666 vom Grödner Joch zur Pisciadu Hütte empfehlen – nicht zu verwechseln mit dem Tridentina Klettersteig.
    Ein großes Stück des 666 über das Val Setus ist seilversichert und wird bei Klettersteige.de als „Klettersteig“ geführt (A/B). Auf der Wanderkarte nur als „versichert“ gekennzeichnet.

    Wir sind diesen Weg raufgeklettert, was mit unseren Hunden ( 12 und 20 Kilo) gut klappte :-)))
    Wir liefen ab Pisciadu Hütte am 666 weiter bis zur Boė Hütte, da kommt nochmal ein seilversichtertes Stück, das ebenfalls gut machbar war.

    Am Abstieg sind wir ab Pisciadu Hütte über das Mittagstal (Val de Mesdi) abgestiegen.
    Hier ähnlich: Bei Klettersteige.de als Klettersteig gekennzeichnet, auf der Wanderkarte nicht. Bei diesem Weg ist das seilversicherte Stück deutlich kürzer, laut Topo alles A/B bis auf eine C Stelle, die uns nicht wirklich aufgefallen ist.
    Fanden wir als gute Alternative beim Abstieg.

    Alles schön langsam, Hunde am Ruffwear und mit Seil gesichert.

    Nur bei der Nivesscharte auf dem Weg zur Roascharte (zwischen Puezhütte, Regensburger Hütte) haben wir angesichts einer senkrechten Metallleiter aufgegeben und sind umgedreht – auf der Karte keine Info dazu und wir an diesem Tag ohne ausreichende Ausrüstung. Leiter werden wir demnächst üben!!!!

    1. Hey und ganz lieben Dank! Diesen Weg/Klettersteig bin ich selber vor paar Jahren schon mit Hund gegangen im Frühwinter – es war super einsam und sehr zu empfehlen. Leiter geht bergauf immer besser als bergab 😉 Liebe Grüße und euch noch viele wundervolle Touren! Freut mich, wenn es noch mehr Berghundeteams gibt 🙂

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