Juli 2019 – die vorerst letzte Expedition ins Pamir. Mein Exfreund und ich flogen ab Dresden über Moskau nach Osh. Start war wir auch die letzten Male das Base Camp Tien Shan Travel auf 3600 m. Wir packten mehr Gepäck auf die Pferde (schlau geworden aus der Schlepperei aus Pamir I ) und machten uns auf den schon bekannten, offiziellen Weg zum ABC auf 4400 m. Noch recht frisch und muntere kamen wir da gegen Mittag an und konnten beobachten, wie ein Hubschrauber mehrere Rettungsversuche in 7000 m flog! In großen Kreisen stieg er entlang der Gipfelwand auf, das Knattern der Rotoren füllte das ganze Tal aus. Trotz langsamem Gehtempo und einem ruhigen Nachmittag quälte mich abends die Höhenkrankheit.
Vom ABC stiegen wir erneut hinauf zum Yukhin 5075 m, ein kleines Stück hinab auf den Gletscher und zelteten an derselben Stelle, an der wir vor zwei Jahren schon gestanden haben, um eine Abstiegsmöglichkeit ins Nachbartal zu finden. Sehr früh am nächsten Morgen standen wir auf, um einen Weg entlang des Grates auf den 30 Jahre Usbek Peak 5730 m zu finden. Anfangs ließ sich der Grat bis auf einige schmale oder steile Abschnitte sehr gut gehen, aber dann blickten wir wie schon vor zwei Jahren auf eine riesige Wechte. Jetzt im überfrorenen Zustand machbar, aber im weichen Nachmittagsschnee? Rutschpartie mit 1500 Höhenmetern möglich. Wieder einmal kehrten wir sicherheitshalber um. Nur kurze Zeit später waren wir froh darüber. Denn als wir am Zelt angelangten, waren wir komplett im White Out. So schnell wir konnten stiegen wir ins ABC ab und mit den ersten Hagelkörnern des Unwetters saßen wir im trockenen Zelt.
Wir verließen das ABC am nächsten Tag und hielten uns linker Hand am Wandfuß des Pik Lenins vorbei, bis wir am zweiten Tag in ein Seitental gelangten unterhalb des Telenokpasses, rechter Hand der Pik Korschenewski (nicht der gleichnamige 7000er). Neben einem Bach errichteten wir uns ein Camp mit Steintisch und Stühlen. Von hier aus bestiegen wir die kleineren Gipfel (etwa 4800 m) in der Umgebung. Jeden Nachmittag kam ein Gewitter und Hagel auf.
Die kürzeren Touren taten unseren schon erschöpften Körpern gut. Nach tagelanger Anstrengung und nicht ausreichend Nahrung (man kann als Selbstversorger nicht so viel schleppen) hatten wir genug Zeit am Nachmittag und Abend, um uns zu regenerieren. So bestiegen wir Gipfel wie die Lokomotive oder die Zackenkrone (der geneigte Kletterer wird sie im Elbsandsteingebirge wiederfinden). Schließlich stand auch hier der Rückmarsch ins Basecamp an. Diesmal konnten wir die neu gebaute Brücke nutzen, wobei ein kleiner Umweg vonnöten war. Im Lager blieben wir noch kurze Zeit, bis wir mit einem der kleinen Reisebusse zurück nach Osh fuhren.
Eine tolle Zeit in einer beeindruckenden Landschaft, die einen körperlich und mental an die Grenzen bringen kann. Adieu Pamir und danke für deine Lehren!
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