Pamir II
Reitgrat auf 5200 Metern Höhe

Pamir II

2017 – Bergsteigen im Pamir again! Dieses Mal wollten wir (mein damaliger Partner und ich) fern ab der großen Hauptroute auf dem Pik Lenin unterwegs sein. Voriges Jahr hatten wir uns schon ein potentielles Ziel ausgeschaut – den Pik Dserschinski 6717 m. Klar, war das angepeilte Ziel sehr hoch gesteckt. Denn im Internet findet man kaum Informationen zu Besteigungen im Pamir die nicht auf die bekannten Agenturen-Gipfel führen. Die größte Schwierigkeit war es, den Übergang vom ABC über den Pass ins andere Tal zu finden. Wir befinden uns immerhin auf über 5000 m Höhe! Und eine geeignete Aufstiegslinie mit möglichen Zeltplätzen zu wählen… und die gefühlten tausend Schwierigkeiten unterwegs. Aber, wie immer gilt, der Gipfel ist nicht das Ziel. Die gesunde Rückkehr ist es. Eine Aufgabe erfordert mehr Mut. Vernunft um die die vorherrschenden Bedingungen richtig einschätzen zu können. Und ein „Vielleicht könnte…“ gibt es bei mir nicht. Ich gehe so gut es geht auf Nummer Sicher oder ich kehre um.


Andere Variante um ins ABC zu gelangen

Vom Basecamp aus wählten wir nun einen anderen (vermutlich nicht existierenden Zustieg) ins Advanced Basecamp, den wir aber voriges Jahr von einem Gipfel schon begutachtet hatten. Er führt rechter Hand am Pass der Reisenden vorbei und quert eine steile Flanke mit Büßerschnee. Das ABC liegt dann linker Hand. Vom ABC aus hielten wir uns erneut rechts und stiegen über den Yukhin 5075 m hinauf zum Pass (siehe Beitragsbild) Dieser Grat führt weiter auf den 30 Jahre Usbek Peak (knapp 5730 m). Wir müssen uns einen Weg die steile Wand hinab suchen. An einem Fels- und Schutthaufen finden sich Reste von einem alten Seil. Vorsichtig betrachten wir die Abstiegslinie. Nunja, besser Abkletterlinie. Am Seil gesichert, mit Eisschrauben und Pickel (habe meine zwei schweren Eisgeräte vermisst) ging es die Eisflanke hinab. Entkräftet landeten wir auf 4000 m unten und gönnten uns einen Ruhetag.

Pik Dserschinski und seine steile Flanke

Ein langwieriger Marsch durch die Moränen- und Gletscherlandschaft zum Wandfuß des Pik Dserschinski folgte. Wir stiegen noch ein Stück auf durch eine Flanke, deren Neigung eine Fortbewegung zwischen Gehen und Klettern erforderte. Wie auch die Tage zuvor befragten wir nochmal unseren Satellitenmessenger nach dem Wetter. Denn schon der Lagerchef vom ABC warnte vor einem Wetterumschwung. So setzten wir uns in den Schnee und sahen, dass sich die Wettervorhersage ab übermorgen drastisch verschlechtert hatte im Vergleich zum Vortag. Anderthalb Meter Neuschnee waren gemeldet! Und vor uns lag eine bocksteile Flanke, kein einziger Mensch kilometerweit. Tja, hallo Vernunft. Neuschneemassen, Unwetter, Geländeneigung, Lawinengefahr = Umkehren! Schweren Herzens stiegen wir wieder alles hinab.

Am Fußes des Pik Dserschinski
1,5 Meter Schnee!!! Zentimeter!

Und was kam am nächsten Tag? Nicht anderthalb Meter Neuschnee…Zentimeter! Oh, da haben wir uns geärgert umgedreht zu sein. Aber was wäre wenn… die Vorhersage doch gestimmt hätte? Für einen erneuten Aufstiegsversuch fehlte uns zeitlich ein Tag. So versuchten wir es an einem weiteren 6000er, welcher im Hintergrund zu sehen ist. Wir schafften es auf 5000 m, dann stellte sich uns eine riesige Wechte auf einem schmalen Grat in den Weg. Ja, am Morgen im gefrorenen Zustand kein Problem, aber am Nachmittag im aufgeweichten Sulz? Die Entfernung war zu lang, um mit dem Seil zu sichern. Erneut zähneknirschende Umkehr. Allerdings nicht lange, denn der grandiose Zeltplatz auf 5000 m im Sonnenuntergang entschädigte so manches.

Aufstieg bei instabilem Wetter
Das Adlerhorst auf 5000 m

Nun wartete ein langer wegloser Marsch auf uns, um wieder zurück ins Basecamp zu gelangen. Von dort kontaktierten wir unseren Fahrer, der uns am darauffolgenden Tag abholte und sicher nach Osh brachte. Das Standardprogramm Osh „Füße pflegen und futtern“ wurde wieder voll ausgeschöpft. Trotz missglückten Gipfelversuchen (Wettervorhersage und kein sicheres Durchkommen) war es wieder eine unvergessliche Zeit. Allein in diesen gigantischen Bergen zu sein. Am Morgen Wolfsspuren im Schnee um das Zelt herum zu entdecken. In der Nacht in ein Firmament mit unzähligen Sternen zu schauen.

Für weitere Informationen kannst du die Beiträge Pamir I und Pamir III lesen. Und mich natürlich gern fragen.

Rückkehr ins Base Camp, im Hintergrund der Pik Dserschinski

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