Trekking mit Hund: Tour du Mont Blanc
Tour du Mont Blanc mit Hund

Trekking mit Hund: Tour du Mont Blanc

Jobs fill your pocket, adventures fill your soul. (Jamie Lynn Beattie)

Die Tour du Mont Blanc gilt als einer der schönsten Fernwanderwege in ganz Europa – kein Wunder, umkreist sie doch einmal den König der Berge, den „Weißen Berg“ mit 4807 m Höhe. Die klassische Route (Infos und GPX-Datei hier) führt auf ca. 170 km und 10.000 Höhenmetern durch das Dreiländereck Frankreich, Italien, Schweiz rund um das Mont Blanc Massiv und kann mit (alpinen) Varianten gespickt werden. Die meisten Hütten öffnen erst Mitte Juni, sodass in der Hauptsaison der Ansturm auf diesen berühmten Fernwanderweg sehr groß ist. Deswegen liefen wir schon Ende Mai/Anfang Juni und trafen nur eine Handvoll Wanderer auf dieser legendären Umrundung. Tourenbericht zur Tour du Mont Blanc mit Hund!

Regen und Nebel auf der Tour du Mont Blanc mit Hund
Regen und Nebel auf der Tour du Mont Blanc mit Hund

Tagebucheintrag, Donnerstag, 2. Juni 2022, kurz vor Refuge des Mottets

~ Giftgasattacken und Sturmschäden  ~

Ich kuschele mich in meinem Schlafsack, ein leises Pffft kommt aus dem Fellknäuel neben mir. Bestialische Hundepupse verdrängen die nächtliche Bergluft… ich verkrieche mich noch etwas tiefer in die Daune…

23:13 Uhr – Es stürmt mal wieder. Und die herrlich warme Abendsonne bei Windstille hat mich zu einem eher windexponierten Zeltlager verlockt. Kurz ringe ich mit mir und meiner Bequemlichkeit… Hach. Seufzend setze ich mir die Stirnlampe auf und bereite den Zeltumzug hinters halbwegs windgeschützte Steinhäuschen vor. Gesagt, getan. Nur noch eine Zeltecke im Wind, beruhigt schlafe ich wieder ein. Aber na klar… natürlich dreht der Wind, pardon, Orkan gefühlt. Die ganze Nacht hindurch ein Gerüttel und Geschüttel. Am Morgen – kleiner Schreck – durch die Reibung am Gestänge ist an einer Stelle das Überzelt verdächtig dünn – kurz vorm Reißen dünn – geworden. Mmh, Mist. Provisorische Reparatur nötig!

Bei heftigsten Gegensturm kämpfen wir das Zelt packfertig in den Rucksack. Adieu, schlaflose Nacht Nr. 2 in Folge. Guten Morgen Tour du Mont Blanc. Weiter steil bergauf. Ich stecke meine Hände in die Schlaufen der Trekkingstöcke, damit sie nicht wegfliegen. Barfuß mit hochgekrempelten Hosen queren wir den eisigen Bach unterhalb eines Wasserfalls. Bergan zum Pass mit Sonnenbrille trotz Nebelfetzen um die Augen vor dem Wind zu schützen. Wolken hängen in den Gipfeln, Murmeltiere pfeifen. Menschenleere. 

Wir frühstücken an der nächsten Hüttenterrasse mit Blick auf zerklüftete Gletscher. Anstatt im Nebel den nächsten Pass zu erklimmen, schlagen wir den langen, zähen Alternativabstieg durchs Val Veny ein. Eine Picknickarena belohnt mit trockenen Holzbänken, während der Regen aufs Dach prasselt.

Nachtlager unterhalb der Aguille de Glacier
Nachtlager unterhalb der Aguille de Glacier

Wir begannen die Tour du Mont Blanc mit Hund in Frankreich bei strömenden Regen und folgten größtenteils der klassischen Route gegen den Uhrzeigersinn. Das Wetter schlug Kapriolen von Nebel, Sturm, Regen, Donner und Blitzen bis hinzu hochsommerlicher Hitze. Und das immer im Wechsel jeden Tag. So oft habe ich noch nie pro Tag meine Regensachen an und wieder aus gezogen. 😉 Das instabile Wetter hatte jedoch zum Guten, dass wir nahezu allein unterwegs waren – auf den schmalen Pfaden, den Pässen und an den Hütten, die wir als Wind- und Regenschutz oftmals nutzten.

Ende Mai auf der Tour du Mont Blanc mit Hund
Ende Mai auf der Tour du Mont Blanc mit Hund

Die Einsamkeit während unserer Tour du Mont Blanc mit Hund war bewusst gewählt – die überwiegend geschlossenen Hütten lockten nur die hartgesottenen Selbstversorger und Biwakierer an 😉 . Im Internet fand ich die Zahl 25.000 – so viele Wanderer sind im Jahr auf der Tour du Mont Blanc unterwegs. Ah… na Gott sei Dank, dass wir nur so 10 Menschen etwa getroffen haben…

Tour du Mont Blanc mit Hund? Gähn!
Tour du Mont Blanc mit Hund? Gähn!

Tagebucheintrag, Samstag 4. Juni 2022, Rifugio Elena

~ Sitzen und Schauen ~

Mit dem Rücken an der Steinmauer des Rifugios lehnend, umgeben vom Tosen des Wasserfalls aus dem blaueisigen Hängegletscher. Die Sonne prasselt zum ersten Mal seit Tagen wieder. Hinter den hohen Gipfel, den Fels- und Schneeriesen treibt der Wind Wolkenberge zu kurzen Schauern zusammen. Oh wunderschön… in der Ferne erneut Murmeltiere.

Noch im Frühnebel aufgestanden und in die Höhe geschraubt. Nach einem leicht ver-regen-tröpfelten Frühstück reißt der Himmel auf und gibt den Blick auf die Bergriesen wie die Grandes Jorasses frei. Gigantisch ragen sie empor auf der gegenüberliegenden Talseite. Ach Fellnase, ohne dich… (ich schwelge kurz in Hochtouren- und Kletterträumen)… ist alles doof, korrigiere ich mich und kraule dem tapferen, treuen Gefährten den schon ergrauten Bauch. Genüsslich schlendern wir den schmalen Höhenpfad entlang, umrahmt von Bergblumenwiesen und lichten Wald. 

Nachdem die Tagestouristen (Pfingstsamstag) abgereist sind, haben wir die Berge wieder für uns allein. Und ich sitze da. Sitze da und schau die Berge an.

Fast wolkenfreie Sicht aufs Mont Blanc Massiv
Fast wolkenfreie Sicht aufs Mont Blanc Massiv

Da wir gerade mehr oder weniger (un)frisch vom Karnischen Höhenweg kamen (8 Tage autark – Tourenbericht), wollten wir eigentlich das Trekking mit Hund auf der Tour du Mont Blanc etwas entspannter angehen lassen (Sonne genießen, Beine hochlegen, mehr essen, länger schlafen 😉 ) – zumindest theoretisch. Da mein Tourenpartner Thomas dann doch paar Tage eher arbeitsbedingt nach hause wollte, stiefelten wir dann doch recht zügig in 6 Tagen durch. Zum Abschluss bei bester Sonne gönnten wir uns eine traumhaft schöne Variante zum Originaltrek (vom Col de La Forclaz über Chalet du Glacier und Les Grands zum Col de Balme) und stiegen einen Tag eher ins Tal wieder hinab. Vorteil: wir entgingen den vorhergesagten Regenfällen. Nachteil: die tolle letzte Etappe konnte ich nur vom Col de Balme aus bestaunen – steht auf der To-Do-Liste mal als Trailrunningoption 😉 .

Endlich Sonne! Tour du Mont Blanc mit Hund
Endlich Sonne! Tour du Mont Blanc mit Hund

Fertig, müde und wahrlich entschlackt komme ich zuhause an. Fellnase schnarcht glücklich auf der Couch, ich ebenso, eine Schale Erdbeeren neben mir.

Meine Hundefreundin Caro fragte, als ich von unserer verfrühten Rückkehr berichtete, nach einer Wanderung im Elbsandsteingebirge mit den beiden Fellnasen… Ähh, liebe Caro, ich kann mir gerade vieles vorstellen (Füße in kaltes Wasser tauchen z.B.), aber wandern???!!! 😉

Und der zwangsweise zuhause gebliebene Zweibeiner, dem ich meine Sorge beim „Wiedereinleben“ geschrieben habe? Für die Zuhausebleiber vergehen zweieinhalb Wochen Alltag im normalen Trott-Tempo. Für die durch-die-Welt-Streunenden können zweieinhalb Wochen ein ganzes halbes Leben sein… die „paar Tage“ fühlen sich eher an wie zwei Monate, so voll bin ich von neuen Bildern und Erlebnissen. Und zugleich etwas erschöpft. 

Vielleicht wird es noch ein, zwei Tage dauern und dann werde ich wieder auf Händen und Füßen tanzen und mich dankbar an die treue Fellnase kuscheln. Die nächsten Bergabenteuer sind nicht fern – aber diesmal wirklich, wirklich mehr Urlaubsfeeling als Hardcoreattacken!

Feierabend am geschlossenen Rifugio Elena
Feierabend am geschlossenen Rifugio Elena

Tour du Mont Blanc mit Hund // Herausforderungen

  • die klassische Route ist unschwierig auf leichten Wanderwegen bis T2, auch für Familien geeignet
  • wer biwakiert, umgeht den Trubel auf den Hütten (je nach Verträglichkeit des Hundes) – vorher erkundigen, ob Hunde erwünscht sind!
  • Etappen sind auch einkürzbar oder verlängerbar wegen guten Infrastruktur
  • Einkaufsmöglichkeiten in: Les Houches, Les Contamines, Courmayeur, La Fouly, Champex-Lac, Triente
  • alpine Varianten bei guten Wetterbedingungen möglich (orange eingetragen auf Karte)
  • die größte Herausforderung beim Trekking mit Hund auf der Tour du Mont Blanc werden wohl in der Hauptsaison die Menschenmassen sein, gerade am Wochenende…
Letzter Pass und dann ab nach hause
Letzter Pass und dann ab nach hause

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