Allein mit Hund auf Skitour – Erlebnisbericht und Tipps
Allein mit Hund auf Skitour

Allein mit Hund auf Skitour – Erlebnisbericht und Tipps

Lebe für die Momente, die du nicht in Worte fassen kannst. (unbekannt)

Allein mit Hund auf Skitour? In all den Jahren, in denen ich mit Hund auf Skitour gehe, gab es bis jetzt nur eine einzige Soloskitour (und das war gerade der steile, vereiste Plattkofel in den Dolomiten 😉 ). Und doch – nun endlich habe ich mal wieder ein paar Tage und Nächte in den Bergen im Winter – ganz allein mit Fellnase. Auch das eine Premiere für mich. Für alle die sich fragen: Skitouren allein, nur mit meinem Hund? Geht das? Ja und wie! Es ist traumhaft schön… (wenn man einige Dinge beachtet). Einen umfangreichen Beitrag zum Verhalten mit Hund auf Skitour findest du hier (Link).

Fellnase und ich als Eisbären im Sturm
Fellnase und ich als Eisbären im Sturm

Eisblumen am Fenster und Abfahrt auf Wolken - ein Erlebnisbericht

Als ich aus der gefrorenen Heckscheibe schaue, leuchtet mir der Mond hell ins Gesicht. Lächelnd höre ich das Schniefen der Fellnase, bekomme ein paar wilde Traum-Tritte ab und kuschele mich fröstelnd tiefer in den Schlafsack. Die Morgendämmerung setzt ein, Eisblumen glitzern an den Fernstern. Der kleine Schluck Wasser, den ich Mexx in den Napf gieße, ist nach zwei Minuten gefroren. Oh, denke ich, ist wohl recht frisch hier… Raus aus der warmen Daune, Autotür zu, Skier angefellt und mit Kälteschmerzen in Zehen und Fingerspitzen geht´s in den frühen Morgenstunden hinaus in die eingeschneite Bergwelt.

Die Ersten am Gipfel so früh am Morgen - Skitour mit Hund
Die Ersten am Gipfel so früh am Morgen - Skitour mit Hund

Nach den ersten hundert Höhenmetern ist mir warm – Ausziehpause! Und in dem kurzen Moment Stillstand sauge ich alles in mir auf – den funkelnden Pulverschnee, die kleinen Häuser im Tal unter mir, den wolkenlosen Himmel. Nordseitig bahnen wir uns allein den Weg durch die mal flachen, mal steilen Hänge, hinauf zum Grat, der uns die ersten Sonnenstrahlen dieses Tages beschert. Schnell das Skidepot errichtet, dann zu Fuß, kleine Stufen hackend, den steilen Grataufschwung zum Gipfelkreuz. 

Hier oben stehen – früh am Morgen – bei strahlendem Sonnenschein im tiefen Blau, um mich herum nur weiße einsame Bergspitzen.

Skitour mit Hund - Abfahrtsspaß im Powder ;)
Skitour mit Hund - Abfahrtsspaß im Powder 😉

Im steilen Gipfelhang laut schabend über den vom Wind hart geblasenen Schnee gekratzt und mit einem Mal – Stille und ein Gefühl, wie auf Wolken zu schweben. Ich versinke im Tiefschnee und ziehe weite Schwünge, während Fellnase sich durch die Flockenpracht wühlt. So ein Glücksgefühl, so eine Freiheit. Tiefe Ruhe, Zufriedenheit und Dankbarkeit breiten sich aus.

Skitour allein mit Hund - freie Hänge
Skitour allein mit Hund - freie Hänge

Die letzten Sonnenstrahlen verbringe ich lesend auf einer Holzbank, Mexx wälzt sich genüsslich im sonnenwarmen Schnee. Während auf dem Benzinkocher ein Topf Nudeln blubbert, starre ich – auf dem Wasserkanister sitzend – in die Dunkelheit. Die Schwärze wird von den im Mondlicht schimmernden weißen Bergen durchbrochen. Sterne hoch oben…

Ich krabbele in den Kofferraum und erkämpfe mir mühsam etwas Platz neben dem breit ausgestreckten Vierbeiner.

Gipfelglück auf Skitour mit Hund
Gipfelglück auf Skitour mit Hund

Am nächsten Morgen weckt uns Vogelgezwitscher und nahezu frühlingshafte Temperaturen um die Null Grad. Bei Bilderbuchbedingungen steigen wir 1200 Höhenmeter auf, Schweiß rinnt mir in die Augen. Unberührtes Weiß von schroffen Felszacken umrahmt. Keine Menschenseele. Eine herrliche Abfahrt durch fluffigen Schnee… Am Auto angekommen erwarten uns nahezu T-Shirt-Temperaturen in der prallen Sonne.

Ein breites Grinsen im Gesicht, Fellnase schläft bereits als Donut zusammengerollt. Morgen gibt es eine Wiederholung 😉 …

Immer nach oben - Skitour mit Hund
Immer nach oben - Skitour mit Hund

Tipps: Allein mit Hund auf Skitour

Generell sind auch hier meine Hinweise aus einem älteren Beitrag anwendbar, siehe hier. Das Wichtigste ist vielmehr, dass man zu zweit oder mehreren den Hund bei der Abfahrt von einer Person zur anderen schicken kann und er nie komplett unkontrolliert (u.U. in die Skier) läuft. Allein hat man diese Möglichkeit nicht so sehr, den Freilauf des Hundes zu kontrollieren – da man hinten keine Augen hat 😉 . Deswegen möchte ich hier noch auf ein paar Dinge eingehen, die für mich während meiner Skitouren allein mit Hund wichtig waren.

Ja, es gibt eine Unzahl an schönen Skirouten unterschiedlicher Länge und Schwierigkeit. Ich habe bei der Auswahl darauf geachtet, dass ich überwiegend eine schon mir bekannte Skitour gehe. So habe ich ein grobes Bild der Abfahrtsmöglichkeiten vor mir. Inklusive aller Engstellen, Forstwege, Almen, Rodelbahnen oder freier breiter Abfahrtshänge. Dies kann man jedoch auch durch eine genauere Internetrecherche herausfinden. Hier nochmal der Hinweis: Das sind meine persönlichen Erfahrungen mit meinem Hund und evtl. nicht auf jedes Berghund-Mensch-Team übertragbar.

Skitour mit Hund - traumhafte Einsamkeit
Skitour mit Hund - traumhafte Einsamkeit

Worauf versuche ich bei Skitouren allein mit Hund zu achten:

  • Abfahrt ungleich Aufstieg
 Dadurch vermeide ich es, dass in der Abfahrt die Fellnase zu nah an aufsteigende Tourenskigeher gerät. Denn Herr Hund hat die Angewohnheit, gerade am Anfang von einem Soloabenteuer, in jedem halbwegs passenden Menschlein sein Herrchen zu suchen. Denn wenn z. B. Abfahrt und Aufstieg in einer Engstelle wie einer schmalen steilen Waldschneise liegen, so gilt es entweder zu warten, bis die Bahn frei ist oder ggf. eine alternative Abfahrtsmöglichkeit suchen. Am besten sind natürlich breite Hänge und verschiedene Abfahrtsmöglichkeiten, sodass man selbst wenn noch andere Tourenskigeher unterwegs sind, ausreichend Sicherheitsabstand einhalten kann
Im Schneesturm - mit Hund auf Skitour
Im Schneesturm - mit Hund auf Skitour
  • Die richtige Zeit

Nun, auch hier gilt: ein Zeitfenster zu suchen, wo eher weniger Andrang herrscht. Sei das wochentags, früh am Morgen oder später Nachmittag (sofern es die Lawinensituation zulässt). Oder alternativ einfach ausreichend Zeit mit dabei haben und in der „Hauptverkehrszeit“ mit der Abfahrt warten, bis es etwas ruhiger ist.

  • Vorsicht mit der Lawinensituation

Ein heikles Thema, das ich immer sehr defensiv angehe. Die aktuellen Solo-Skitouren bin ich bei Lawinenstufe 2 gegangen. Im Zweifelsfall ist da nämlich niemand in der Nähe, der dir helfen kann. Und du hast die ganze Verantwortung für deine Fellnase. Ich wähle da so gut wie möglich sichere Skitouren aus. Ein gutes Hilfsmittel dazu ist die Seite Skitourenguru.ch, in der eine Vielzahl an Skitouren abschnittsweise anhand des aktuellen Lawinenrisikos bewertet wird. Im Zweifelsfall umkehren oder lieber auf das flache Joch als den steilen Gipfelhang. Und immer: LVS-Gerät anschalten und Notfall-Ausrüstung dabei haben!

Lawinensituation vorsichtig einschätzen
Lawinensituation vorsichtig einschätzen
  • Rücksicht auf andere

Trotz guter Routenwahl und Zeitplanung kann man immer in eine Traube von anderen Skitourengehern geraten. Und wer nicht gerade den zahmsten Hund hat, der jeden Fremden schwanzwedelnd begrüßt – Abstand halten. Manche Menschen haben auch Angst vor Hunden. Zudem kann es passieren, dass der Hund bei der Abfahrt, wo nicht ausreichend Abstand gehalten wird, fremden Tourengehern in die Ski läuft. Oder auch wenn man von anderen Abfahrern überholt wird – möglicherweise stachelt das den Jagdinstinkt des Hundes an. Deswegen: hinter, vor und neben dir schauen, ob der Hang frei und einsehbar ist. Dann kann es los gehen. Diesen Rundum-Check regelmäßig wiederholen, ggf. andere überholen lassen.

  • Auf Forststraßen und Rodelbahnen

Auf engen Forststraßen, die in den Kurven nicht einsehbar sind und oftmals als Rodelbahn mit Kindern genutzt wird: Ich leine Mexx da immer an, wenn ich alleine bin. Auf Skitour trägt er ein Zuggeschirr (Link), sodass meine Last schonend auf ihn übertragen wird und ich beide Hände frei habe. Passieren wir Menschen, bremse ich ab und hole ihn auf meine abgewandte Seite. Eine breite Forststraße für die letzten Höhenmeter ist eine gute Abfahrtsalternative, als sonst evtl. unübersichtlich durch den Wald zu fahren (auf Wildschongebiete achten!).

Aufstieg zu den ersten Sonnenstrahlen
Aufstieg zu den ersten Sonnenstrahlen

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