It’s all about the downhill.
(Daniel Wilhelm, creator of Capricorns Trail)
The Capricorns Trail ist eine hochalpine Bikepacking oder eher Bike-Bergsteigen-Tour im wunderschönen Singletrail-Gebiet um Davos in der Schweiz. Aufgrund der Steilheit, der Höhenlage und vorallem aufgrund des hohen Schiebe- und Trageanteils mein kleiner „Endgegner“ auf der Bucketlist. Diesmal hat es wettertechnisch geklappt und mitsamt zweibeiniger Begleitung: Tourenbericht und Video zum Bikepacking mit Hund: Capricorns Trail in der Schweiz.
Toureninfos auf bikepacking.com
Video bitte in HD schauen 😉
Freitag.
Die letzten Höhenmeter bis zum Scaletta-Pass. Hinter uns liegt die Alp Funtauna (diesmal ohne schubsendes Pferd) und diesmal vergingen der Anstieg durchs Tal und die Schiebepassagen bis zum Pass wie im Fluge. Strahlender Sonnenschein und eine wahnsinnig schöne (und tatsächlich fahrbare!) Abfahrt nach Davos, im Rücken vergletscherte Berge. Kleiner Zivilisationsschock im Tal, paar Kilometer weiter wieder der einsame Bergwald mit vollhängenden Himbeersträuchern für die Snackpause zwischendurch. Ein kurzes Bad im kalten Wasser, ein Topf Nudeln und hinein in den Schlafsack. Nachts wache ich auf, über mir funkelnder Sternenhimmel, die schimmernde Milchstraße und zähle Sternschnuppen. Lausche den ruhigen Atemzügen neben mir und zu meinen Füßen.
Samstag.
45% Steigung. Ein kaum sichtbarer Pfad auf rutschiger Erde im steilen Grashang. Während wir den Vormittag auf herrlichen Singeltrails mit leichtem Bergauf Bergab zwischen Heidel- und Preiselbeersnackattacken verbracht haben, hangelten wir uns nach dem Mittagessen an einer Stahlkette ausgesetzt am Abgrund entlang, um nun mit offenen Mund vor diesem gefühlt senkrechten Hang zu stehen. Bei einem meiner ambitionierten Schiebeversuche rutsche ich aus und purzel mitsamt Rad ein paar Höhenmeter wieder hinab. Äh tja, der Typ von bikepacking.com hat auf seinen Fotos das Rad immer geschultert. Einen kleinen Urschrei ausstoßend hieve ich das Bike auf die Schultern und steppe vorsichtig, aber bedeutend schneller als bei den Schiebe-Ausrutsch-und-Hang-hinunter-Koller-Aktionen bergan. Herrgott, was für eine Schinderei. Als wir endlich unterhalb des Muchetta-Gipfels ankommen, zwingen uns lautes Donnergrollen und grelle Blitze zur Eile. Doch uns erwischen nur paar Tropfen, als wir hinab ins Tal rollen. Abends beim Carboloading mit Bergblick sind wir uns einig: Das allein zu rocken, ist heftig. Zu zweit? Ebenso heftig, ebenso brutal, ebenso atemberaubend, aber zusammen mit Spaß erlebbar.
Sonntag.
Die letzten Meter durch Blockgelände zum Sertigpass schiebend. Die ersten Meter in der Abfahrt – vor uns zwei dunkel blitzende Bergseen. Was für ein grandioser Tag! Jeder Fluch auf den Lippen (ich beherrsche mich, da diese Tour auf meinem Mist gewachsen ist), jeder Schweißtropfen in den Augen und die beständige Salzkruste auf der Haut – dafür leidet man. Für solche Augenblicke. Nach kurzem Unwetter sternenklare Nacht, den Heidi-Trail bergab und bergauf zur Ducanfurgga. Nach den letzten winzigen Hütten öffnet sich ein wildes Tal, eingekesselt von Fels und Berg. Der Pass hart erkämpft, die Abfahrt durch diese felsdurchsetzte Mondlandschaft einfach nur ein Fest. Ein Freudenflug bergab, um später wieder bergan zu treten und zu schieben. Der Jubel über den Downhill lässt die schmerzenden Schultern und die müden Knochen vergessen. Abendsonne im Gesicht, Kuhglocken in der Ferne, Wind im Haar.
Montag.
Auch wenn sich bei mir viel geändert hat, im Innen wie im Außen, so ist doch eines konstant geblieben. Dieses Gefühl, was mich überkommt, unter dem Sternenfirmament stehend, welches in einer gezackten dunklen Linie endet.
Bei der Abfahrt vom Sertigpass werden wir und ein anderer Biker von einem Hirten mit Hündin begleitet, der uns vor den Herdenschutzhunden beschützen möchte. Biker und fremde Hunde haben die nämlich nicht so gern. Wird man „gestellt“, soll man stehen bleiben, sich anbellen und beschnüffeln lassen und erst weiter gehen, wenn die Hunde sich beruhigt haben, erzählt er, während er mein Radl bergab schiebt. Unten im Tal bereit zum letzten Anstieg, über 1000 hm bis zur Fuorcla Pischa. Wir treten hinauf in ein weiteres einsames Tal. Schon bald schieben wir steil bergan und snacken in den Atempausen Heidelbeeren. Am Ende durch Block- und Geröllgelände, schiebend, tragend, zerrend, keuchend. Oben am Pass, erschöpft und glücklich, doch die Abfahrt hält noch einige Schiebepassagen und Gegenanstiege parat. Ab der Chamanna d‘ Es-cha rollt es bergab nach Zuoz.
Wir fallen in den nächsten Supermarkt ein, genießen ein Brot-Käse-Kräuterbutter-Fest, um im Anschluss in den Fluss zu springen. Morgen Wellnesstag? Klingt nach Bikepark Livigno 😉
Fünf Tage. Brutal schönes hochalpines Bikepacking – Capricorns Trail mit Hund – und ein Tiefenmeterschreddern im Bikepark zur Belohnung – einfach nur ne saugeile Aktion 😉
Weitere Tourenberichte vom Bikepacking (mit Hund):
- Bikepacking mit Hund – Tipps
- Bikepacking mit Hund – Lunigiana Trail
- Bikepacking mit Hund – Menorca – GR 223
- Bikepacking mit Hund – Transnevada, Spanien
- Bikepacking mit Hund – Tour du Queyras, Haute Alps de Provence
- Bikepacking mit Hund – Dolomiten
- Bikepacking mit Hund – Stoneman Dolomiti
- Bikepacking mit Hund – TransVerdon, Frankreich
- Bikepacking mit Hund – Empty Mountains, Spanish Lappland
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- Bikepacking mit Hund – Capricorns Trail, Schweiz
- Bikepacking mit Hund – Marmotsland
- Bikepacking mit Hund – Tour des Combins
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Weitere Tipps für Abenteuer mit Hund :
Wintertrekking – Backcountry Skitouren – Winterzelten mit Hund
Ulrich Mittring
16 Aug. 2023Tolle Tour, schöne Bilder und sehr schöner Film! Und die Schuhe passen auch noch zur Farbe des Bikes…
LG Ulli