Bikepacking mit Hund – Dolomiten
Bikepacking mit Hund - Dolomiten

Bikepacking mit Hund – Dolomiten

It‘ s just a hill. Get over it.

Vier Tage Bikepacking mit Hund durch die Dolomiten – der Track auf meinem Navi zeigt 200 km und 8000 Höhenmeter. Ups, I did it again. Schon zweimal sollte es die Abschlussbikepackingtour werden. Nun beim dritten Anlauf aber definitiv – denn nun geht’s vom Radl direkt auf die Ski 😉

Video bitte in HD gucken 🙂

Den PC zugeklappt. Die Fäden der Arbeit vom Kopf gelöst. In den Sattel schwingen, während Fellnase vor Begeisterung fröhlich losgaloppiert. On the road again. Und wieder erliege ich diesem Zauber. Die ersten Höhenmeter kurbelnd, das Rauschen eines kristallklaren Bergbaches, mein Blick hangelt sich senkrechten Fels empor und verschwindet in den Wolken. 

Meine Radelliebe hat mich erneut aufbrechen lassen – trotz einer durchwachsenen Wetterprognose aus Sonne, Regen, Schnee und Sturm. Bergan durch die schroffen Felswände, goldorange leuchten die Lärchen – hinein in die Wolken je höher wir kommen. Erst wird es kälter. Dann wird es dunkel.

Auf ins Wolkenmeer!
Auf ins Wolkenmeer!
Unterstand an der Bergbahn
Unterstand an der Bergbahn
Trocken und warm ;)
Trocken und warm 😉
Auf in den Starkregen!
Auf in den Starkregen!

Bei Temperaturen knapp über Null Grad und einsetzenden Regen zerre ich mein Rad einen bocksteilen Holperweg hinauf zum nächsten Pass. Im Schein der Stirnlampe bricht sich das Licht in den vielen kleinen Tröpfchen des Nebels. Sichtweite 5 Meter. Dann 3 Meter. Vorsichtig einen ausgesetzten Höhenweg entlang rollen, um nicht im Abgrund zu landen. Bilder von Feierabendgravelrunden bei Schmuddelwetter blitzen in meinem Kopf auf. Doch diesmal wartet kein Zuhause auf mich. Sondern ein überdachter Unterstand an einer Bergbahn. Kaum habe ich mich häuslich eingerichtet, kommt ein Mann auf mich zu. Ob ich hier schlafen darf, ergreife ich die Initiative. Und erzähle ein bisschen, was ich hier nass und in der Finsternis tue. Yes, okay. Kurz darauf kommt er wieder. Do you need a bathroom? … Well, I don’t need one, but if there is one…, grinse ich. 

Naja und schlussendlich schlafe ich im warmen Flur mit eigenem Bad. Wenn ich was brauche, solle ich klopfen. I have everything I need, sage ich, koche Abendbrot, telefoniere mit Freunden und kuschle mich dann neben der schnarchenden Fellnase in den Schlafsack. Zuhause ist kein fester Platz für mich. Nichts Materielles. Früher war Zuhause ein Mensch. Und heute ist es ein Gefühl. Das Gefühl des Unterwegs-Seins.

Nach dem Regen kommt die Sonne...
Nach dem Regen kommt die Sonne...
Hallo Sonne :)
Hallo Sonne 🙂
Oranger Dolomitenherbst
Oranger Dolomitenherbst
Bikepacking mit Hund - Dolomiten
Bikepacking mit Hund - Dolomiten

Am Morgen warte ich ab, bis der Starkregen nachlässt. Dankbar nehme ich die Einladung zum Frühstück an und das Lunchpaket für unterwegs. Da es diesmal wirklich die letzte Bikepacking-Tour (für dieses Jahr) ist, steigen immer wieder Erinnerungen aus diesem wilden, alles verändernden Jahr wie Seifenblasen an die Oberfläche.

Mittlerweile schmiede ich keine hoffnungsvollen Zukunftspläne mehr (welche manchmal genauso zerplatzen wie eben jene Seifenblasen), sondern lasse das Leben geschehen. Vielleicht habe ich keinen Plan, aber einem Pfad, dem ich folge. Eine Liedzeile von Tracey Chapman im Ohr:
If you know that love can break your heart – when you’re down so low, you cannot fall – Would you change?

Doch auch dieses Jahr lehrte mich: Glaube an deine Träume. Und kämpfe dafür. Fall tausendmal hin. Und steh tausendundeinmal auf.

Der Regen lässt nach. Oberhalb von 2000 m eine weiße Schneedecke. Ich packe mich dick ein und radle weiter. Kurze Zeit später: strahlend blauer Himmel und 1200 Höhenmeter dunkelroter Anstieg auf dem Navi mit mehreren 25% Steigungsabschnitten. Dezent brutal. Oben am Pass schnell ein warmer Tee und Frühstück. Bergab über sehr anspruchsvolle Trails. Bibbernd im Tal und der nächste Uphill Richtung Marmolada.

Vollmond im Gesicht. Zwei Jacken und zwei Hosen an. Ab in den Schlafsack.

Magic Moment ...
Magic Moment ...
Wieder bergan zum nächsten Pass
Wieder bergan zum nächsten Pass
Mutterseelenallein in den Bergen
Mutterseelenallein in den Bergen
Unsere Hütte für die Nacht
Unsere Hütte für die Nacht

Das nächste Frühstück: ein Höhenmeter-Fresserchen. Im tiefblauen Bergsee spiegeln sich weiße Gipfel. Das Gras schimmert golden, als ich mich entscheide nicht 24 km bis zum nächsten Straßenpass zu radeln, sondern lieber 400 Höhenmeter mein Rad über einen Bergpfad zu tragen. Zeitmäßig wenig Unterschied. Auf einem traumhaften Trail schlängeln wir uns höhehaltend entlang, im Hintergrund die schneebedeckten Felsriesen. Lange bibbernde Abfahrt ins Tal, nächste Schwitzattacke am Pass, nächste Frostabfahrt. Nächste Schwitzattacke und ab in den Schlafsack. Die Nacht wird frostig und man überlebt mit der „Nase guckt aus dem Atemloch“-Taktik ;). 

Magic Moment Nummer Unendlich ;)
Magic Moment Nummer Unendlich 😉
Bikepacking mit Hund - Dolomiten
Bikepacking mit Hund - Dolomiten
400 hm Rad tragen ;)
400 hm Rad tragen 😉
Bikepacking mit Hund Dolomiten
Bikepacking mit Hund Dolomiten

Die letzten Anstiege durch gefrorene Pfützen. Vom letzten Pass über verschlungene Wald- und Wurzeltrails bergab zu eben jenem kristallklaren Bergbach, an dem wir vor vier Tagen gestartet sind. An der Autoheizung taue ich meine Finger auf. Die ersten Regentropfen fallen auf die Scheibe. Perfektes Timing – mal wieder.

Aus der Radelzeit wird nun die Skizeit. Ich freue mich auf Abfahrtsmeter der anderen Art und die Sauna danach. Auf die ruhigeren Tage in der dunklen Jahreszeit. Und ganz besonders auf zwei Wochen in der Heimat und ganz viel Zeit mit Freunden, Kollegen und Familie. Danke für alles 🙂

Auf einsamen Höhenpfaden unterwegs
Auf einsamen Höhenpfaden unterwegs
Nachtlager im Frost
Nachtlager im Frost
Teepause
Teepause
Goldener Herbst mit Frostgefahr ;)
Goldener Herbst mit Frostgefahr 😉

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