Mountainbiken mit Hund (Enduro) – Sardinien
Mountainbiken mit Hund auf Sardinien

Mountainbiken mit Hund (Enduro) – Sardinien

„Why do we fall, sir? So that we can learn to pick ourselves up.“ 
(Alfred Pennyworth zu Bruce Wayne, Dark Knight-Filmreihe)

Mountainbiken mit Hund in Sardinien und dazu ein Stand up Paddelboard, Schnorchelausrüstung mitsamt Kaltwasserneoprenanzug und Klettersachen im Gepäck – das kann ja nur heiter werden. 😉 

Video (bitte in HD schauen), Fotos und Tourenbericht unserer Inselabenteuer – Teil 1.

Vor anderthalb Jahren hatte ich noch einen ganz anderen Lebenstraum. Vor einem halben Jahr wusste ich nicht mal mehr, wo Sardinien liegt. Vor drei Monaten habe ich das erste Mal mal von der Insel Elba gehört. Und dass dazwischen Korsika liegt – gut, das wusste ich sogar mal 😉 . Unsere erste Etappe der drei Inseln ist somit Sardinien. Nach einem kurzen Boxenstopp auf einem wunderschönen, aber recht kalten Trail in den Bergen Trentinos gelangen wir nach langer Fährüberfahrt nach Sardinien. 

Chaoscrew on board!
Chaoscrew on board!
Stand up paddeln mit Hund in Sardinien
Stand up paddeln mit Hund in Sardinien

Bienen summen emsig in blühenden Apfelbäumen. Auf der Wiese vor uns grast eine Esels- und Schweinsfamilie. Zwischen meinen Zehen noch der Sand, auf Haut und Haaren noch der Salz des Mittelmeeres. Heute morgen bin ich mit unzähligen bunten Fischen zwischen Felsen hindurchgeschnorchelt. Eine Stunde später hüpft der Vierbeiner auf das Stand up Paddelboard und wir stechen in See. Obwohl die Bucht schon geschützt vor den heftigen Südwestwinden (die mit dem Saharastaub) liegt – sobald wir aufs offene Wasser hinaus paddeln, erfassen uns die Böen. Ich kämpfe gegen Wind und Wellen, beobachte Meeresvögel in der Luft und auf dem Wasser. Und nach drei Stunden schippern wir zurück ans Ufer, die Füße im warmen Sand in dieser paradiesischen Bucht ganz für uns allein. Und nun schreit der Eselsmann, während ich unter Apfelblüten Indisches Dhal koche und den Duft des Essens einatme. Eine Eidechse huscht über meine Hand. Die Sonne versinkt hinter Felswänden.

Blühendes Sardinien
Blühendes Sardinien
Leere Holperpisten
Leere Holperpisten
Rockige Trails
Rockige Trails
Mountainbiken mit Hund auf Sardinien
Mountainbiken mit Hund auf Sardinien

Cala-Sisine-Tour: 52 km, 1300 hm

Wir radeln über einsame Holperpisten, dann die leere Passstraße bis zum nächsten Holperpistenabzweig. Nach einer Weile kommt uns ein Mann im Pickup entgegen und fragt mich in Deutsch nach dem Wer, woher, wohin. Manchmal frage ich mich kurz, ob ich aus Sicherheitsgründen als Alleinreisende flunkern soll, doch da bin ich schon als ehrliche Tomate mitten im Gespräch. Ich könnte meinen Hund doch ableinen, sagt er. Und die Tiere, frage ich. Pferde, Kühe, Schafe, Ziegen, Schweine um uns in der bergigen Weite? Und der Mann lächelt: „Hier sind wir alle frei.“ Er winkt und fährt davon. In Anbetracht der in der vorigen Kurve stattgefundenen Prügelei mit einem riesigen Eber, wo wir mit wehenden Ohren und blutiger Augenbraue geflüchtet sind, lasse ich Fellnase vorerst an der Leine (zu seinem Schutz, nicht zu meinem). Wenige Meter weiter treffen wir Hungry. Hungry ist ein gescheckter, abgemagerter Hund. Mit bimmelnder Glocke läuft er ein paar Meter neben uns her. „Du kannst nicht mit uns kommen. Geh nachhause, Hungry!“ Denn laut seinem Halsband und Marke scheint da jemand auf ihn zu warten. Doch ich blicke nur in neugierige Augen. Streue unser mitgenommenes Hundefutter auf den Weg, in der Hoffnung ihn dadurch abzuhängen, während er frisst. Kurze Zeit später… Gebimmel. Hungry im Schweinsgalopp im Anflug.

Biken mit Meerblick
Biken mit Meerblick
Cala Sisine
Cala Sisine
Zweite einsame Traumbucht nur für uns
Zweite einsame Traumbucht nur für uns
Heimkehr zur mobilen Ferienwohnung
Heimkehr zur mobilen Ferienwohnung

Okay, denke ich mir. Jeder Hund kehrt irgendwann um. Doch nicht Hungry. Wedelnd und mit dickem Grinsen in der Schnauze ist er nun Mitglied im coolsten Rudel der Welt. Zumindest vorerst. Und so laufen wir zu dritt. Die Abfahrt beginnt schon, da sehe ich mitten im Nirgendwo hinter Bäumen einen Pickup mit zwei Männern stehen. „This is not my dog. Can you bring him home?“ Mein Herz wird ganz schwer. Schon wird Hungry verladen. Lange blickt er uns nach. Verständnislos und fragend, als wir in den Singletrail abbiegen. Ich hoffe, unser Ausflug hat dir etwas Freude bereitet, lieber Hungry. 

Denn nun geht es gleich ruppig zur Sache. Loses Geröll, Felsen, Steilheit, enge Kehren. In Waldabschnitten sogar so etwas wie Flowtrail. Unter uns das Rauschen der Cala Sisine Bucht. Technisch sehr anspruchsvoll hinab zu den Wellen. Die Zehen im kalten Nass teilen wir uns Erdnussbutterbrote. Noch zweieinhalb Stunden Upill erwarten uns. Durch schottrige Flussbett und entlang Holperpisten, auf denen uns einige Allrad-Expeditionsfahrzeuge entgegenkommen. Wir sind die einzigen Nichtmotorisierten weit und breit. Die Sonne kitzelt schon den Bergkamm, das Rufen der Eselsfamilie ertönt, zwei Katzen spielen im Schatten, als wir nach zehneinhalb Stunden wieder „zuhause“ ankommen.

Gorropu Schlucht mit dem Bike
Gorropu Schlucht mit dem Bike
Traildog
Traildog

Gorropu-Canyon-Tour, 38 km, 1000 hm

Der Wind pfeift kalt in unserem Zuhause auf dem Bergpass. Wir starten diesmal mit dem Downhillabenteuer gleich zu Beginn und queren auf zu Beginn recht flowigen Höhentrails den Hang. Doch bald wird das Gelände rauer, steiler. Spitzkehren, grobes Blockgelände und loses Geröll in Kombination mit ausgesetzten Passagen. Die Bewertung mit S3 würde ich abschnittsweise mal in Frage stellen 😉 . Wir holpern weiter, staunen mit in den Nacken gelegten Kopf die Felswände an. Fünfhundert Meter hoch sind diese. Somit ist die Gorropu Schlucht einer der tiefsten in ganz Europa. Und wir sind mittendrin.

Das Rad holpert über den Fels, wir tauchen ein durch grüne Baumtunnel und dort unten blitzt schon das türkise Wasser des Flusses Riu Flumineddo, welcher verantwortlich für dieses Naturwunder ist. Nach Querung des Flusses heißt es jedoch erstmal Kraxeln. Sogar eine Seilsicherung ist vorhanden bei Bedarf. Das Rad auf den Schultern steil bergauf und im Idealfall nicht an Felsen oder in Ästen hängenbleiben. Ab hier wird der Trail weniger steil, leichter, was auch an den entgegenkommenden Wanderern erkennbar ist. Bici e cane? Rad und Hund?, staunen sie mit großen Augen. Wenn die wüssten wo wir herkommen… doch sie wissen, wo wir noch hin müssen… Denn hin und wieder kommen doch noch ein paar technische Schlüsselstellen um die Ecke. Und da ich hier nun Fellnase angeleint habe, meistern wir vorsichtig diese kurzen schwierigeren Passagen gemeinsam. Immer bremsbereit, immer ein Auge auf den Vierbeiner, der perfekt auf der rechten Seite auf Pedalhöhe läuft. Im Talboden angekommen verlocken beständig Schilder mit „Formaggio e vino“ – wir rollen durch ein Weinanbaugebiet mit Kakteen am Straßenrand. Dunkelrote Steigung warnt mein Navi. Vergebens suche ich den Schalter für den Motor am Lenker. Nun, dann müssen die Skifahrerbeine mal bisschen arbeiten. Durchgeschwitzt erreiche ich die Passstraße – Sardiniens Route 66 – eine traumhafte und menschenleere Höhenstraße, der wir nun einige Kilometer zurückfolgen müssen. Ich stöhne. Fellnase wedelt und läuft wie ein Uhrwerk. Glücklicher Unwissender! Er weiß nicht wie viele Kilometer und Höhenmeter es sind… 

Singletrailparadies
Singletrailparadies
Gorropu Schlucht - Mountainbiken mit Hund
Gorropu Schlucht - Mountainbiken mit Hund
Eine der tiefsten Schluchten Europas
Eine der tiefsten Schluchten Europas
Tägliches Workout
Tägliches Workout

Ich hadere nach ein paar Kilometern mit mir, ob ich Mexx den Rückweg ersparen soll. Hier irgendwo im Schatten ihn „parken“, zurück zum Auto düsen und ihn holen? Mehrmals stoppe ich und suche geeignete Stellen, wo er nicht gleich von Italienern als „ausgesetzt“ deklariert und mitgenommen wird. Schließlich schlage ich mich am Straßenrand durchs Dornengebüsch den Hang hinauf, suche einen schattigen Baum und lasse ihn mit einem vollen Wassernapf zurück. Auch wenn es mir schwer fällt – ich weiß, er ist froh über die Pause. Und ich trete wie eine Wahnsinnige in die Pedale. Bergauf und mit Gegenwind. Es geht mir nicht schnell genug und ich hole die letzten Fünkchen Energie aus mir heraus. Am Pass angekommen, werfe ich das Rad in den Kofferraum und düse in Windeseile mit dem Auto hinab. Natürlich weiß ich, dass er höchstwahrscheinlich sicher im Schatten schlummert und nicht geklaut oder vom Stein erschlagen wurde. Parke am Straßenrand, schlage mich atemlos durch die Dornen. Dort sitzt ein schwarzer Nasentiger und klopft vor Freude mit seinem Schwänzchen die Erde platt. Schließe das haarige Ungetüm in meine Arme. Weine ganz ganz kurz bisschen Rotz und Wasser. Fühle in meinem Herzen, dass es sie gibt. Diese Wesen, zwei- und vierbeinig, für die man bis ans Ende der Welt und darüber hinaus gehen würde.

Den Sonnenuntergang genießen wir am Meer. Morgen ist es Zeit die Unterwasserwelten zu erkunden und wieder auf dem Stand up Paddelboard in See zu stechen – zu den kleinen Inselgruppen hier in der Nähe…

Next Stop: Korsika!

Baumtunnel
Baumtunnel
Weinanbaugebiet
Weinanbaugebiet
Schnorchelparadies
Schnorchelparadies
Blick aus dem Schlafzimmer
Blick aus dem Schlafzimmer

Tourentipps Sardinien in diversen Onlinequellen, Trailforks-App, Osmand MTB-Layer oder hier als Trailbuch mit GPX-Tracks* (Affiliatelink)

Schreibe einen Kommentar

Menü schließen