Zuggeschirr für Hunde im alpinen Gelände
Zuggeschirr für den Hund in den Alpen

Zuggeschirr für Hunde im alpinen Gelände

Es geht nicht darum, anzukommen. Sondern sich auf den Weg zu machen. (unbekannt)

Bei den hunderten von Hundegeschirren für den „outdooraktiven“ Hund hat man die Qual der Wahl. Immer mehr Zweibeiner greifen auf ein Zuggeschirr zurück. Ich auch. Die Vor- und Nachteile beim Zuggeschirr für den Hund im alpinen Gelände (Bergtour, Trailrun, Trekking oder Skitour) sowie was man beim Umgang beachten muss inklusive Kaufempfehlungen gebe ich hier. Wie immer schreibe ich aus langjähriger Erfahrung – was für das einzelne Berghundeteam sinnvoll und anwendbar ist, hängt vom Hund und dem Einsatzzweck ab.

Immer nach oben - Skitour mit Hund
Immer nach oben - Skitour mit Hund

Einsatzzwecke von Zuggeschirren für Hunde im alpinen Gelände:

  • generell eher für unermüdliche Kraftpakete und größere Hunde
  • Winter: Skitouren, Skijöring (Langlauf, Backcountry), Schneeschuhwandern usw.
  • Sommer: Trailruns, Bergtouren, Trekking, auch Bikejöring (Mountainbike) usw.

Die folgenden Tipps beziehen sich eher auf die Aktivtäten Bergtour, Trailruns, Trekking und Skitour.

Bei anspruchsvollem Bergtouren im sehr ausgesetzten Gelände mit Kletterstellen sollte immer ein Klettergeschirr und Sicherungsmaterial zusätzlich mitgenommen werden. Das Zuggeschirr wird nur im leichten Gelände eingesetzt.

Zuggeschirr für Hunde
Zuggeschirr für Hunde

Vorteile:

Zuggeschirre werden ursprünglich für Schlittenhunde eingesetzt und sind für sportlich aktive Hunde und Zweibeiner die erste Wahl. Wer einen sehr agilen und vorauseilenden Entdeckerhund hat, weiß was ich meine. Das „Leine in der Hand halten“ wird schnell zur Qual, das „um den Bauch binden“ ein einschneidendes Erlebnis. Nun ist Freilauf auch nicht überall erlaubt oder nicht mit jedem Hund möglich. Irgendwann habe ich auf einer Skitour einen Hund mit Zuggeschirr gesehen und ich wusste: Das ist es!

 Die Vorteile eines Zuggeschirres ergeben sich bereits durch den Namen: der Hund „zieht“ den Zweibeiner (am besten auf Ski, aber auch zu Fuß oder dem Mountainbike) hinter sich her. Skijöring, Bikejöring oder Canicross werden zu Trendsportarten. Der besondere Schnitt des Zuggeschirres sorgt dafür, dass der Druck schonend und gleichmäßig auf den Hund übertragen, nichts unbequem eingeklemmt und die Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt wird. Der Schnitt des Geschirres ist so gewählt, dass sich auch nach langem Laufen keine Scheuerstellen wie an den Achseln oder am Bauch einstellen

Ich verwende das Geschirr aber eher aus dem Grund (nicht um mich ziehen zu lassen 😉 ), sondern WEIL mein Hund gern zieht und Anführer spielt. Zum einen möchte ich ihn nicht abschnüren wie bei vielen herkömmlichen Geschirren, zum anderen möchte ich auch eine optimale Kraftverteilung vom Hundekörper auf das Geschirr und weiter über die Bungeeleine auf den Laufgurt gewährleisten. Denn auch der Hüftgurt, den der Mensch trägt, ist so konzipiert, dass die Zugkraft genau an der richtigen Stelle ankommt. Und nicht am Bauchnabel, wenn man sich einfach mal schnell die Leine umbindet. Bei kleineren Hunden ist das Thema weniger problematisch. Wiegt der Hund aber z.B. nur 20 kg weniger als du selbst (wie das bei mir der Fall ist), so ist man äußerst froh, die Dogpower schonend übertragen zu bekommen und sich somit nicht immer den Arm rauszureißen. Gerade in den Alpen sind meist Trekkingstöcke im Einsatz, da ist man über Handfreiheit dankbar.

Laufgürtel und Bungeeleash sind auch beim Trekking mit Hunderucksack nutzbar
Laufgürtel und Bungeeleash sind auch beim Trekking mit Hunderucksack nutzbar

Nachteile:

Ein Zuggeschirr ist kein Alltagsgeschirr. Die Leine wird meist auf Höhe des Rutenansatzes befestigt und nicht auf Hals- oder Brusthöhe. Damit wird der richtige Ansatzpunkt und Winkel in Zugrichtung sichergestellt. Jedoch habe ich aus diesem Grund weniger Kontrolle über den Hund – gefühlt geht es nur in eine Richtung: nach vorn. Wenn man den Hund kurzfristig besser kontrollieren möchte, kann man z.B. bei Bedarf zusätzlich ein Halsband verwenden. Der eher längliche Schnitt, die relative Bauchfreiheit und der weit hinten liegende Anleinpunkt sind etwas nachteilig, falls man den Hund über ein Hindernis oder eine Kletterstelle heben /unterstützen möchte. Dafür dann beide Arme unter den Hundebauch und so kurz tragen (je nach Gewicht). Oder man packt ein Klettergeschirr zum Wechseln ein, wenn man weiß, dass die Tour Kraxelstellen beinhaltet. Die Geschirrwahl also der Tour anpassen und andersherum! 

Für schnelle Touren und im leichtem Gelände
Für schnelle Touren und im leichtem Gelände

Richtiges Verhalten mit Zuggeschirr im alpinen Gelände

Der Hund sollte wissen, dass er jetzt „geradeaus“ zu laufen hat. Ein „Links-Rechts-Hin und Her“ ist eher störend. Bewegt man sich im alpinen und ausgesetzten Gelände, so sollte Vier- und Zweibeiner absolut trittsicher und erfahren sein. Eben weil das Zuggeschirr meist über eine elastische Leine am Hüftgurt befestigt ist: dein Hund darf dich nicht in den Abgrund ziehen!  An wirklich heiklen Stellen den Hund (also die Bungee-Leine) aus dem Laufgurt ausklinken und in der Hand führen, bei Unterstützungsstellen ein Klettergeschirr für den Hund wählen und über Karabiner mit Seil/Bandschlinge/Reepschnur sichern.

Zuggeschirr heißt nicht zwingend, dass der Hund beständig mit Vollgas zieht. Ja, das wird im Hundesport so gehandhabt – bei sportlich ambitionierten Trailruns in sicherem Gelände beim Aufstieg – ja, gern. Sonst ist „Volle Kraft voraus“ aber im alpinen Gelände eher gefährlich und fehl am Platz. Befindet man sich im Abstieg, sollte der Hund ohne Zug am besten hinter dem Menschen laufen. Ein ruckhafter Zug an der falschen Stelle belastet die Knie und führt im schlimmsten Fall zum Sturz.

Hier ist es äußerst wichtig auch den Charakter des Hundes richtig einzuschätzen. Dreht der Hund voll auf und ist sowieso kaum kontrollierbar? Finger weg vom Zuggeschirr im alpinen Gelände! Hier sollte man auf „sicheren Pfaden“ bleiben.

Auch Wildtiere sorgen für den ein oder anderen abrupten Ruck – hier empfiehlt es sich wachsam zu sein. Oftmals sehen oder hören wir Zweibeiner die Tiere auch eher und man sollte dann darauf vorbereitet sein, den Hund zu kontrollieren, bis der Jagdtrieb nachlässt und die Tiere weitergezogen sind.

Bei längeren Touren und unter normalen Umständen ist es eher so, dass die Leine je nach Tempo von Hund und Mensch leicht gespannt ist, aber nicht beständig voll unter Spannung. Bei uns pendelt sich dann meist ein gleichmäßiger Schritt ein und ich komme regelrecht in den Flow, weil Fellnase zügig nach oben strebt und ich versuche mitzuhalten. 😉

Aber natürlich gilt allgemein: Es sollte sich nur derjenige in alpines Gelände wagen, der die Schwierigkeiten beherrscht – mit Hund sogar blind. Ich sag da gern, dass man mit Hund einhändig und einbeinig kraxeln muss. Auf jeden Fall: wer unsicher ist, klinkt den Hund aus dem Hüftgurt aus und sichert mit der Hand bis die Gefahr vorüber ist.

Hier noch kontrolliert am Zuggeschirr: wird es schwieriger auf Klettergeschirr wechseln
Hier noch kontrolliert am Zuggeschirr: wird es schwieriger auf Klettergeschirr wechseln

Wichtige Kommandos für den Hund im alpinen  Gelände:

Im Hundesport preschen die Hunde z.B. auf GO! vor mit Vollgas. In den Alpen…ungünstig. Hier geht es mehr um Ausdauer und Konstanz. Ein ruckartiges Ziehen an Schlüsselstellen kann böse enden. Kommandos wie Warte! (Hund wartet bis Kommando Weiter!) oder Langsam! bremsen den Hund im Vorwärtsdrang und geben mehr Zeit, um eine schwierige Stelle sicher zu meistern. Denn da sollte der Hund nicht plötzlich ziehen, wenn man evtl. instabil steht.

Ein leichtes Ziehen im Aufstieg ist super praktisch, aber bergab ein Kraus. Im Abstieg lasse ich den Hund deswegen hinter mir laufen mit dem Kommando „Back“, quasi normal ohne Zug.

Laufgurt und Bungee-Leine sind auch beim Hundetrekking sinnvoll
Laufgurt und Bungee-Leine sind auch beim Hundetrekking sinnvoll

Was zu beachten ist beim Kauf:

Das Wichtigste ist ganz klar die Passform. Preis, Hersteller, Optik – alles egal. Es darf nicht scheuern, muss perfekt sitzen, darf den Hund in seiner Bewegung nicht behindern. Es gibt unterschiedliche Modelle – wer seinen Hund auch galoppieren lässt, sollte darauf achten, dass er den Rücken auch runden kann wie bei unten empfohlenen Produkt. Lieber mehr Geld in ein hochwertiges und durchdachtes Produkt investieren! Und nicht verwirrt sein: liegt das Geschirr nicht unter Spannung, sieht es eher unförmig aus. Und wie oben schon erwähnt: die Kombi mit einer Bungeeleine und einem Laufgurt macht’s.

Kauftipps*:

Non stop dogwear Free Motion Harness

Non stop dogwear All Terrain Gürtel

Non stop dogwear Bungee Touring Leash 

Wer es etwas günstiger mag und z.B. nur die Bungee Leine ausprobieren möchte oder im Alltag:

*Affiliatelinks

Skitrekking mit Hund im Backcountry Land "Erzgebirge"
Skitrekking mit Hund im Backcountry Land "Erzgebirge"

Schreibe einen Kommentar

Menü schließen