Alpenüberquerung Salzburg – Triest
Alpenüberquerung Salzburg Triest mit Hund und Zelt

Alpenüberquerung Salzburg – Triest

Knapp 500 Kilometern und 26000 Höhenmeter zu Fuß über die Alpen. Mit dabei ein mit Rucksack bepackter Hund. 2018 überquerte ich mit meinem Hund die Alpen von Salzburg nach Triest. Dies ist eine noch relativ neue Route von Christof Herrmann*. Warum habe ich diese gewählt? Nun, sie schien nicht so überlaufen zu sein wie der E5 beispielsweise. Führte nicht durch touristische Hauptattraktionen wie Traumpfad München-Venedig. Und bot alle 3 bis 4 Tage eine Einkaufsmöglichkeit an – was wichtig ist, wenn man mit Zelt und selbstversorgend unterwegs ist und sich dabei nicht zu Tode schleppen möchte. Gerade was die erhoffte Einsamkeit anging, wurden meine Erwartungen übertroffen. Na klar, durch das Zelten lief ich azyklisch, da ich mich nicht an Etappenziele zum Übernachten halten musste. Also wer eine landschaftlich reizvolle und stille Variante sucht, um von den Bergen ans Meer zu wandern, ist hier genau richtig! Unterwegs traf ich ein einziges Mal einen weiteren Salzburg-Triest-Wanderer. Aber dafür umso mehr Menschen, die fasziniert waren von diesem großen schwarzen Fellknäuel mit roten Taschen. Fotos und Videos wurden gemacht. Einmal sogar bekam ich eine kleine Spende um Futter für Herrn Nimmersatt zu kaufen 🙂

Meine Tipps zum Trekking mit Hund findest du hier.

Mexx vorm Watzmann
Mexx vorm Watzmann
Auf dem Sattel Hochgschirr - unterhalb der Königssee
Auf dem Sattel Hochgschirr - unterhalb der Königssee

Der Weg beginnt in Salzburg  und führt über die Toni-Lenz-Hütte nach Berchtesgaden. Hier musste ich etwas improvisieren, da Zelten im Nationalpark streng verboten ist. So wählte ich mir eine Variante, bei der ich am Rande des Nationalparkes zelten konnte und dann einen langen, anstrengenden Tag vor mir hatte mit 25 Kilometern und beinahe 3000 Höhenmetern! Über die Wasseralm in der Röth ging es noch einmal steil bergauf zum Wildalmkirchlbiwak auf über 2450 m. Nach 12 Stunden Wanderung erreichten wir es hundemüde… Wichtig: Da oben im Steinernen Meer gibt es kaum Trinkwasser. Bei genügend Schnee lässt sich dieser aber schmelzen.

Sonnenuntergang im Steinernen Meer
Sonnenuntergang im Steinernen Meer
Ein neuer Tag beginnt - Aufbruch nach Maria Alm
Ein neuer Tag beginnt - Aufbruch nach Maria Alm

Tagebucheintrag vom 22.6.2018, 15 Uhr, Hochalm oder Hundsteinalpe (im Stall)

Nur etwas dämmriges Licht dringt durch Gebälk und Mauerwerk ins Zelt hinein. Ob draußen noch die Sonne scheint? Jedenfalls tobt ein Sturm und zwar ein eiskalter. Ohne Schlafsack würde ich es nicht aushalten. Gut, dass ich mein Zelt hier zwischen Erde, Kuhmist und den Bodenplanken aufstellen konnte. So ist es etwas wärmer. Auch gut, dass die Tür halbwegs veschließbar ist. Die Kühe stehen schon davor…

Der Abstieg erfolgte über die schneereiche und steile Wasserfallscharte, was ungeübten Wanderern nicht! zu empfehlen ist! Aber wie gesagt, dies war meine Variante, der offizielle Weg führte über das Ingolstädter Haus. Nach Maria Alm erwartete uns eine aussichtreiche Wanderung durch die Salzburger Schieferalpen und hinab nach Rauris. Nun befanden wir uns schon in den Hohen Tauern und waren dabei den Alpenhauptkamm zu überschreiten. Allerdings meinte es das Wetter nicht so gut mit uns – an der Fraganter Scharte (2754 m) herrschte Schneesturm, White Out und winterliche Temperaturen. Deswegen sollte man auch Ende Juni für alles gerüstet sein. Die Orientierung war sehr schwierig, nur dank Mexx´ „richtigen Riecher“ gelangten wir auf die Alpensüdseite, welche uns nach ein paar weiteren Metern mit Sonne empfing.

Fraganter Scharte im Schneesturm
Der Gippersee in der Kreuzeckgruppe
Der Gippersee in der Kreuzeckgruppe

Tagebucheintrag vom 25.6.2018, 16:30 Uhr, unterhalb Fraganter Schutzhaus (südlich)

Der Tag begann wie er geendet hatte – mit Regen. Der Regen ging später in Schnee über je näher wir dem Schutzhaus Neubau kamen. Dort war noch kein Mensch zu sehen, keine Spuren gingen durch den etwa 5 cm tiefen Neuschnee. Auch der Schnee wurde tiefer, je höher wir stiegen. Stellenweise bis 30 cm. Es schneite und stürmte und man sah nichts. An der Hütte auf 2176 m waren es drei Grad Celsius. Orientierung wurde schwer, ich hangelte mich an den Markierungen entlang. Ich bat um die nächste und kurz darauf sah ich sie… da kann man schon religiös werden… Sah ich mal nichts, lotste mich Mexx zielsicher der Nase nach.

Es war sehr mühsam, nass, kalt und rutschig. Endlich erreichten wir die Scharte und stiegen ab – schon bald gewann der Sommer wieder die Überhand. Wir nahmen nicht den Sadnig-Höhenweg, sondern liefen nach Innerfragant über den Richard-Helfer-Weg – traumhaft schön und voller blühender Büsche…

Die nun folgende Kreuzeckgruppe war ein kleines Juwel: Menschenleere Berglandschaften, wilde, blumenbespränkelte Pfade und mittendrin Kühe und Pferde. Ich habe nicht einen einzigen Menschen gesehen. Wir ließen die Feldnerhütte aus und wählten den einfacheren Abstieg. Im Tal nahmen den Zug vom Bahnhof Irschen nach Greifenburg, um Mexx mitsamt Hunderucksack* (Testbericht) und mir ein paar Asphaltkilometer zu ersparen. Nun lagen die Karnischen Alpen mit ihren sanften Almwiesen vor uns und schon waren wir in Italien. Und von da war es ein Katzensprung bis in die Slowenischen Alpen. Wir wählten erneut eine einfachere Variante, um die Slowenischen Alpen (auch Julische Alpen genannt)  zu durchqueren. Ein heftiges Gewitter zwang uns mitten in der Nacht das Zelt zu verlassen und in die nahe gelegene Schutzhütte zu flüchten. Dort ruhten wir einige Stunden im Schuhtrocknungsraum, da alle anderen bereits schliefen. Auch hier gilt: Auf ausreichend Wasservorräte achten! Selbst in den Hütten muss das Wasser stellenweise per Helikopter eingeflogen werden. Einige nicht endenwollende Kilometer später erreichten wir den letzten Alpenpass, Tolmin lag uns zu Füßen. Tja, da flossen schon einige Tränen der Erleichterung und Freude. Vielleicht war auch eine klitzekleine wehmütige dabei…

In den Slowenischen Alpen
In den Slowenischen Alpen
Der letzte... wirklich der letzte Alpenpass
Der letzte... wirklich der letzte Alpenpass

In Tolmin gab es erstmal ein ausgedehntes Supermarkt-Fresserchen für uns zwei ehe wir uns aufrafften, die letzten Etappen durch Friaul-Julisch-Venetien zu gehen. Italienflair wie man ihn kennt – hügelige, grüne Landschaften, auf Anhöhen thronen majestätisch die Ortschaften, Weinberge links und rechts. Wir liefen bis Cormóns und dort setzten wir uns in den Zug nach Aurisina, erneut um vorallem Mexx die Asphaltkilometer in der Hitze zu ersparen. Diese kleine Ortschaft vor Triest sollte unser Endpunkt sein. Wir hüpften ins Meer, schwammen ein paar Züge, bevor wir vor einem nahenden Unwetter schutz suchend in unser Zelt flüchteten. Am nächsten Tag fuhren wir in zwei Tagesetappen (Aurisina – Freising, Freising – Dresden) nachhause. Gefüllt mit Eindrücken voller Stille und Freiheit. Mit müden Füße und Pfoten, einem unstillbaren Appetit und unendlicher Sehnsucht nach einer Dusche…

Die Alpenüberquerung Salzburg – Triest: ein rundum gelungenes Abenteuer!

Fast geschafft - Am Soca-Fluss in Tolmin
Fast geschafft - Am Soca-Fluss in Tolmin
500 Kilometer für 5 Minuten Planschen?!?!??
500 Kilometer für 5 Minuten Planschen?!?!??

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