Geh nicht nur die glatten Straßen. Geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub. (Antoine de Saint-Exupery)
Ich wache auf, ein kühler Wind durchsetzt mit feinen Sandkörnern streichelt meine Wangen. Wenige Meter unter mir geht es knappe hundert Meter in die Tiefe. Wo ich bin? Im Outdoorträumeland! Kleiner Tourenbericht über ein Microadventure: Trekking in der Sächsischen Schweiz mit Hund.
Microadventure???
Was ist das? Wie schon so oft ein neuer Begriff der Altbekanntes beschreibt. Ein Mikroabenteuer ist ein kurzes Abenteuer vor der Haustür. Der Begriff geht auf Alastair Humphreys zurück: „Meine Definition eines Mikroabenteuers ist genau was der Name suggeriert. Es handelt sich um ein richtiges Abenteuer, eben nur nicht ein großangelegtes. Ein lokales, kostengünstiges, simples, kurzes Abenteuer. Ich persönlich halte es für wichtig auch eine Nacht draußen zu schlafen, anstatt nur einen Tagestrip in die Natur zu unternehmen, aber das sei jedem selbst überlassen.“
Dieser persönlichen Meinung schließe ich mich überaus gerne an. Seien es kurze Feierabendtrips, übers Wochenende oder paar Tage – mich zieht es raus, immer und überall.
Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit und das Geheimnis der Freiheit ist der Mut. (unbekannt)
Die Autotür schlägt zu, der Rucksack wird geschultert, die Fellnase steht schon im Zuggeschirr und wedelt ungeduldig. Im Tal ist es noch kühl, doch schon bald laufen uns die Schweißtropfen über die Stirn und wir erklimmen auf steilen Stiegen Höhenmeter um Höhenmeter. Wir starten an der Neumannmühle im Kirnitzschtal und kraxeln entlang schmaler Bergpfade am Lorenzstein entlang ehe es vorbei an Frienstein und Idagrotte zu den Schrammsteinen geht. Dort folgen wir dem Oberen Terrassenweg und erleben sagenhafte Ausblicke… Weiter geht es Richtung Winterberg, hinab in den Heringsgrund und zu den Bärenhörnern vorbei am Kleinen Kuhstall und zum Goldsteig. Über viele umgestürzte Bäume schlagen wir uns zur Zschandstraße durch. Die geplante Route müssen wir wegen Wegsperrungen verlassen und folgen der wildrauschenden Kirnitzsch bis zur böhmischen Grenze und weiter durch die Kirnitzschklamm. Der kleine Weißbach begleitet uns noch ein Stück, dann laufen wir durch Wald und Feld dem Weifberg entgegen. Über Saupsdorf und den Arnstein gelangen wir wieder zum Ausgangspunkt zurück. Etwa 70 km wildes Abenteuer vor der Haustür!
Mitten in der Nacht wache ich auf, der helle, beinahe volle Mond beleuchtet gespenstisch die Felsschluchten, die Baumgipfel und irgendwo dort unten müsste die Elbe geheimnisvoll glitzern. Die Luft ist so rein und frisch, ich werde ganz still und glücklich. Genieße die Sekunden der Muße und sauge Frieden und Freiheit in mir auf. Neben mir zuckt die Fellnase in rasanten Träumen und „singt“ manchmal leise. Ich wickele mich fester in meinen Schlafsack, der Wind frischt auf und treibt den Sand aus der Boofe mit sich fort. (Boofe – Felsüberhang, offizielle Freiübernachtungsstelle des Nationalparks Sächsische Schweiz)
Bitte beachtet die geltende Ausnahmeregelung bezüglich des Boofens. Detail findet ihr auf der Nationalparkseite. Boofen ist zur Ausübung von Bergsport, allerdings ausschließlich in markierten, offiziellen Freiübernachtungsstellen möglich. Markiert sind diese mit einem dunkelgrünen Schild mit durchgestrichenem rotem Feuer.
Ebenso möchte ich euch bitten, die teilweise zeitliche Wegsperrung aufgrund Vogelschutz zu beachten. Auch wir haben unsere geplante Route umverlegt, um seltene Vogelarten zu schützen. Die Natur wird es euch danken!
Im ersten Morgenlicht packen wir unsere Sachen und laufen nüchtern los… weiter entlang auf diesem traumhaften Höhenpfad. Kein Mensch kommt uns entgegen, die Füße federn weich auf dem Sand. Vögel zwitschern ihr Morgenlied, als wir uns durch die bizarren Felsformationen schlängeln.
„Mexx, hopp!“, sage ich, als wir mal wieder an eine Kletterstelle gelangen. Selbstsicher findet die Fellnase ihren Weg. An einer Stelle wird Herr Hund etwas unruhig und winselt. „Ich komme Dicker, warte!“ Eine richtungsweisende und stützende Hand kann manchmal Berge…ääh… Hunde versetzen und auch über schwierige Kletterstellen helfen. Nach unserem frühen Morgenstart holt uns ein Regenschauer ein und wir verkriechen uns in eine dick mit laubausgebettete Höhle zum genüsslichen Frühstück.
Entlang der wildrauschenden Kirnitzsch laufen wir Richtung Hinterhermsdorf. Auf Pfaden hoch über der Kirnitzsch erhaschen wir die ersten Sonnenstrahlen. „Sonne!“, rufe ich und vollführe meinen Sonne-Guten-Morgen-Tanz, naja… zumindest so was in der Art. Über eine unglaublich steile und schmale Stiege gelangen wir – den Rucksack in der Hand hinter uns herziehend, weil wir sonst stecken bleiben würden – zur Schlegelhütte auf das Hermannseck. Tanken Sonne und frühstücken ausgiebig, ehe es wieder ins Tal und später entlang des Weißbaches Richtung Saupsdorf geht.
Die letzten Abschnitte gehen über Wiesen und durch Wälder, noch einmal Kraxelei auf den Arnstein hinauf und Aussicht genießen, dann Abstieg zum Auto – mit dem Wissen: wir haben noch einiges nicht gesehen hier! So viele schmale, schöne Pfade, Klettereien – manchmal muss man eben nicht erst in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah ist…. Lerne nur, das Glück zu begreifen, denn es ist immer da (frei nach Goethe). Wie bei diesem Microadventure: Trekking mit Hund in der Sächsischen Schweiz.
Sonst trägt Mexx beim Trekking immer seinen Hunderucksack* (Testbericht) – aufgrund der Kraxeleien, der oftmals schmalen Bergpfade, schroffen Felsen und vielen Engstellen zum Steckenbleiben durfte er dieses Mal in seinem Zuggeschirr* (Testbericht) laufen. So hatte Herr Hund eine Trekkingtour in der Sächsischen Schweiz mit Gepäcktransport 😉 .
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