Still ist es im Friaul. Selbst die Vögel scheinen gedämpft zu zwitschern, während der Morgendunst noch in weißen Wolken in den sattgrünen Wäldern hängt. Sattes Grün, welches weiter oben in hellgrauen Fels übergeht. So früh am Morgen begegnen wir nur dem Fahrer der Müllabfuhr, der uns gemächlich auf der einsamen Bergstraße überholt.
Es dauert nicht viele Kehren und ich bin schweißüberströmt. Noch 1500 Höhenmeter liegen vor mir. Der Asphalt geht in eine breite Forststraße über, welche dann immer holpriger wird und irgendwann endet. Und dort wo die Fahrbarkeit endet (schon davor musste ich zu steile Abschnitte bergauf schieben), beginnt ein schmaler Pfad. Noch 530 Höhenmeter. Seit Stunden brennt mir der Schweiß in den Augen, meine Radhose ist im Status „Bitte auswringen!“ alias „Nasse Pampers“, ein Top trage ich gleich gar nicht. Ich schiebe, zerre das Bike bergauf, trage es durch Felspassagen, balanciere an Abgründen, schultere es mir stöhnend. So sind meine Tage im Friaul. Jeder einzelne Tag durch diese wilde Einsamkeit, dieses Trailparadies deluxe – jedoch nur wohlverdient mit ein wenig Qual. Wenn wir etwas hören, dann unser eigenes Keuchen, ein paar wohldosierte Flüche um den Atem zu sparen, Vogelgesang, aus der Ferne Schafglockengeläut. Erschöpft am höchsten Punkt angekommen bleibt aufgrund ein paar düsterer Wolken keine Zeit für Mittagsrast – die Protektoren an, Dämpfer weich, Sattel runter, los geht’s. Auch wenn sich das Unwetter täglich verzieht und wir mit genug Puffer trocken im Tal ankommen – sicher ist sicher und die Abfahrten sind lang und teilweise mit verstärkt zu befluchenden Gegenanstiegen gespickt.
Selim
16 Jun 2024Cooler Artikel, da bekommt man direkt Lust, sich auf’s Mountainbike zu schwingen:)
Viele Grüße, Selim