Bikepacking mit Hund – Transnevada, Spanien
Transnevada - Bikepacking mit Hund

Bikepacking mit Hund – Transnevada, Spanien

Die Stille ist nicht leer, sie ist voller Antworten. (unbekannt)

Die Araber nennen die Sierra Nevada die Montaña del Sol, „Sulayr“. Die Radroute Transnevada umrundet den Nationalpark Sierra Nevada auf einer Länge von bis zu 450 Kilometern und bis zu 13.000 Höhenmeter. Überwiegend folgt man den leeren Offroad-Wegen, den „doubletracks“ durch diese verlassene Bergwelt. Eindrücke vom Bikepacking mit Hund auf der Transnevada. Video bitte in HD schauen.

Spanisch Lappland
Die Tour du Queyras steckte uns noch in den Knochen, als wir uns auf den Weiterweg gen Süden machen. Doch vor der Sierra Nevada legten wir noch einen Zwischenstop in Spanisch Lappland ein. Diese endlos weite Berglandschaft, in der wir voriges Jahr schon auf der Route „Empty Mountains“ unterwegs waren. Und nun lockte uns „Of Resilence and Hope“ in die leeren Berge zurück. Naja, der Name war Programm, denn wir starteten nach schweren Unwettern, welche die Holperwege noch mehr auswuschen, sodass teilweise kleine Canyons entstanden, durch die Rad und Hänger gezerrt werden wollten (oder auch eher nicht 😉 ). Oder wir radelten mit Schwung durch knietiefe Überflutungen, in der Hoffnung nicht festzustecken und seitlich in das braune Nass zu kippen. Unzählige Male versanken wir bis im knöcheltiefen Treibschlamm, den der Regen aus den Feldern gespült hat. Ein Ausweichen war nicht immer möglich und so zog ich mit aller Kraft unsere Fuhre durch den rotbraunen Tapetenkleister. Laut fluchend, denn ab einer bestimmten „Kleisterdicke“ blockierten beide Räder und ich pulte mit den Fingern den Schlamm heraus – ein Spiel, das sich endlos wiederholte. Als Folge dessen sprang meine Fahrradkette immer wieder vom Kettenblatt – zum einen drückte sie die zunehmende Schlammdicke nach außen, zum anderen führte der Dreck auf den Zähnen immer wieder zum Absprung. Nach ein paar Tagen kapitulierte ich – aus Gründen der Material- und Nervenschonung. Nur noch befestigte Wege beschloss ich. Doch erneut zwang mich Spanisch Lappland aller Widerstandsfähigkeit zum Trotz in die Knie. Aus gefühlt allen Richtungen, doch nie von hinten, wehte kräftiger Wind und ich strampelte, Mexx im Hänger hinter mich herziehend, ohne wirklich vom Fleck zu kommen. Okay, dann eben nicht. Wir sparten uns die letzten Kilometer und schlugen den direkten Weg zu unserem vierrädrigem Heim ein. Auf dem Rückweg entdeckte ich Gott sei Dank noch eine Agrardusche, unter der ich mich mitsamt Schlammrad abduschen konnte. Nunja, die Transnevada kann ja eigentlich nicht schlimmer werden, dachte ich mir…

Bikepacking Spanisch Lappland
Bikepacking Spanisch Lappland
Hundetaxi im Sturm
Hundetaxi im Sturm
Schlammschlachten....
Schlammschlachten....
Gemeinsame Dusche ;)
Gemeinsame Dusche 😉

Sierra Nevada
Der erste Tag auf der Transnevada. Und sofort zeigt das Radnavi 800 dunkelrote Höhenmeter. Definitiv nicht strampelbar mit Schwerlasttransporter. Resigniert schiebe ich. Alle zehn bis 20 Höhenmeter brauche ich eine Atempause, auch um nicht zu überhitzen und meinen Puls wieder etwas runterzuholen. Mexx tingelt genüsslich vorneweg und findet sogar noch einen kleinen Teich in dem er kurz vor dem ersten Pass planschen kann. Dann rollen wir bergab und alles ist vergessen. Meine Stimmung und Bikepacking Motivation bessert sich und ist wohl indirekt proportional zur Geländeneigung 😉 . Wir werden laut bellend von aufgeregten Hütehunden gestellt (mein Hundebiss der Transverdon pocht aufgrund der Erinnerung), um wenig später einem Hirten auf seinem Pferd zu folgen. Die Kühe werden von den Bergen ins Tal getrieben. Grinsend rolle ich leicht bergab durch duftende Pinienwälder, entlang von Brombeeren gesäumten Wegen und Trauben, Birnen, Khakis und Quitten am Wegesrand, inmitten einer endlosen Hügellandschaft mit Mandel- und Olivenbäumen. Ich freue mich über die wesentlich besseren Offroad-Verhältnisse als in Spanisch Lappland.

 

Abfahrt mit Schwerlasttransport
Abfahrt mit Schwerlasttransport
Spanische Dörfchen
Spanische Dörfchen
Bikepacking mit Hund Transnevada
Bikepacking mit Hund Transnevada
Bikepacking Sierra Nevada
Bikepacking Sierra Nevada

Der Himmel ist azurblau, als kenne er keine andere Farbe. Golden schimmert die Landschaft in der aufgehenden Sonne. Dort oben am Berg kann ich doch tatsächlich noch etwas Schnee funkeln sehen. Ein mühseliges Bergauf Bergab aus steilen 50 Höhenmeter hoch und runter im Wechsel. Tiger, festhalten, wir holen Schwung!, rufe ich nach hinten in den Komfortwagoon. „There is no water at all…“, stand in den Kommentaren unter der Tour auf bikepacking.com. Und ich wurde nicht so ganz schlau aus dem Kommentar, ob es nur den Teilabschnitt betrifft oder nur den Zeitabschnitt im August, in welcher derjenige die Tour gefahren ist. Ich checkte im Vorfeld nochmal alle Trinkwasserquellen und Entfernungen dazwischen, frage bei Bikepackern nach, welche die Tour schon geradelt sind. Und so schleppe ich vorsichtshalber bis zu 12 kg Wasser mit mir herum. In Kombination mit Lebensmittel und Hundefutter für mehrere Tage, Riesenhund im Riesenhänger und Radgewicht sind es knappe 80 kg Maximallast. Stoisch trete ich einfach weiter und freue mich mit Mexx, dass nahezu alle Trinkwasserquellen und größeren Bäche Wasser führen. Oftmals schlafe ich gleich ohne Zelt unterm klaren Sternenhimmel. Die Stille tagsüber ist meditativ und wird in regelmäßigen Abständen von dem Quietschen meines Vorderrades unterbrochen. Wir suchen einen offenen Tante Emma Laden, doch erst beim fünften Laden haben wir Erfolg. Die Siesta verbringt Mexx gleich im Hänger schlummernd. Dann möchte ich weiter radeln. Noch knappe 100 km und 4500 Höhenmeter liegen vor mir, nahezu wieder alles Offroad. Und Mexx hebt nur müde seine Augenbraue, als ich ihn bergauf wieder aus dem Hänger werfen will. Oh, Mist. Plan B benötigt! Und Plan B heißt Ausweichen auf die Bergstraße, zurück in die Ebene rollen und das Hundetaxi durch Granada zu ziehen, bevor der letzte steile Anstieg nach Güejar Sierra hinaufzieht. Tja, und das alles mit einem schlummernden, ziemlich schweren Vierbeiner im Riesenhänger. Vollkommen fertig treffe ich am eh schon heilig gesprochenen Auto ein. Und mein müder Radelhund springt mit voller Energie in den See, ich etwas langsamer hinterher, denn irgendeiner von uns musste ja unseren zweirädrigen Hausstand 100 km und 1200 Höhenmeter den Berg hochschleppen. Einmal Stellplatz am Meer bitte! Und schwups, wohnen wir zwei Tage direkt am Strand und schlafen zu Meeresrauschen ein…

Morgenstimmung
Morgenstimmung
Die stillen Sonnenaufgänge
Die stillen Sonnenaufgänge
Blick aufs Meer, dahinter Afrika
Blick aufs Meer, dahinter Afrika
Wohlverdiente Badefreuden
Wohlverdiente Badefreuden
Sonnenaufgang am Meer
Sonnenaufgang am Meer

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