Der Weg schiebt sich dem Gehenden unter die Füße. (Martin Walser)
Die „Monti Sibillini“ sind eine faszinierende Gebirgsgruppe mit bis nahezu 2500 m hohen Gipfeln im Nordteil des Zentralapennin in Italien. Schluchten, markante Felsgipfel, kahle Hänge und weite Hochebenen bilden diese Landschaft, welche nicht nur aufgrund des namensgebenden Mythos der Sibyllen (Seherinnen und weise Frauen) eine mystische Atmosphäre aufweisen. Das hier zwischen den morgendlichen Nebelfelder, den rauschenden Bächen, den Wildblumenwiesen und den (noch) schneebedeckten Gipfeln Feen und Zauberwesen wohnen sollen, ist nicht verwunderlich… Eindrücke vom Bikepacking mit Hund in den Sibillini Mountains. (Link zur Tour auf bikepacking.com)
Video bitte in HD gucken.
Die letzten Tropfen prasseln noch auf die Zeltplane herab. Langsam schmelzen die Hagelkörner auf der Erde vor sich hin. Drei gewittrige Hagelschauer haben wir hinter uns. Schon der Erste durchnässte uns völlig. Fröstelnd ziehe ich mich in unserer Mini-Hundehütte namens Zelt um.
Heute morgen rollten wir vom Parkplatz weg durch einen sattgrünen dampfenden Regenwald. Träge wichen die Wolken der Morgensonne. ich blinzelte und starrte diese riesige Felspyramide an, ganz oben funkelt das Gipfelkreuz in der Sonne. Ich blinzelte wieder und alles verschwand im Weiß der Wolken. Hinaus ins atemberaubende Val di Panico, schneebefleckte Berge und sonnige Felswände. Am Kamm türmten sich schon schwarze Wolkenhaufen. Eilig ging es weiter, steiler und gerölliger als gedacht (wäre ja sonst auch zu einfach, wenn alles fahrbar wäre 😉 ) Am höchsten Punkt des Tages erreichte uns der Sturm und Regen zum ersten Mal. Im Regen hinab Richtung dem türkisblauen Lago Fiastra.
Nun hat der Regen aufgehört. Vogelgezwitscher und das immerwährende Rufen eines Kuckucks. Das Läuten der Glocken von Fiastra. Ich frage mich, wie viele Stunden ich in meinem Leben schon Zeltinnenwände angestarrt habe, während draußen Sturm tobt. Ein langes, schwarzes Hundehaar ragt aus dem vanillegelben Innenzelt vor meiner Nase heraus. Ich bin süchtig nach Landschaften.
Der nächste Tag. Das heißere Bellen von Füchsen dringt an mein Ohr. Vogelstimmenkonzert. Der Duft von Marzipantee in meinem Topf. Stundenlang kann ich dasitzen und in die Berge starren. Dem Wogen der Blätter zu sehen. Dem Ausbauchen der Wolken. Und mich selbst vergessen.
1900 Höhenmeter zeigt das Navi an, als ich an dritten Abend aus Stop drücke. Vor uns die verschlossene Holzhütte des Rifugios Belvedere, grandios thronend auf einem Aussichtspunkt zwischen den Schneefleckenbergen. Ein tiefer Blick ins Tal, wo zwischen den grünwelligen Waldhügeln ziegelfarbene Häuseransammlungen sitzen. Grüne Bergwiesen mit bunt-blumigen Farbtupfern. In meiner Erinnerung blitzt ein Abschnitt der Tourenbeschreibung auf. Moment, ist der vor uns liegende Abschnitt durch die Castelluccio Hochebene nicht kläglich mit Wasserquellen ausgestattet? Drei Minuten später hocke ich an der letzten großen Regenpfütze und filtere uns eine Wassernotreserve.
Am nächsten Morgen blicken wir auf die Castelluccio-Hochebene. Wir sind etwas zu früh um das vielfarbige Blühen der Wildblumen mitzuerleben. Doch auch so komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Morgendunst liegt wie eine Decke der Nacht über der Hochebene auf 1200 m Höhe und wartet darauf, sacht von der Sonne weggezogen zu werden. Wir rollen bergab und dann durch die letzten Wolkenfetzen, die sich vor uns auflösen. Menschenleere. Ein Paradies der Stille.
Kurze Zeit später der letzte steile Anstieg, dann geht es aussichtsreich entlang der Bergkämme zurück nach Visso. Während Mexx im Schatten schlummert, gönne ich mir aus meiner Solardusche eine wohlverdiente Ganzkörperwäsche. Der Weg führt uns zurück in den Norden, doch da liegt noch ein kleines Schmankerl auf dem Rückweg vor uns… Packrafting auf der Etsch…
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