Bikebergsteigen/Enduro mit Hund im Aostatal
Bikebergsteigen im Aostatal mit Hund

Bikebergsteigen/Enduro mit Hund im Aostatal

Gib nie auf, denn du weißt nie, wie nah du dem Ziel bist. (unbekannt)

Das Aostatal besteht aus dem Tal der Dora Baltea und wird von den Bergriesen des Mont Blanc, der Monte Rosa und des Gran Paradiso begrenzt. Eine einzigartige Bergwelt mit einer kunterbunten Blumenvielfalt und noch viel mehr alpinen Trails. Ein Einblick in mehrere Tage Bikebergsteigen/Enduro mit Hund im Aostatal. VIideo in HD schauen.

Als ich die Wohnungstür ins Schloss ziehe, weiß ich noch nicht, wohin ich fahren werde. In meinem Auto stapeln sich das Mountainbike, das Stand-Up-Padlle-Board, Wander-, Kletter- und Hochtourensachen.  Also alle Möglichkeiten offen und Fellnase im Gepäck. Unterwegs Richtung Schweiz. Über den Großen Sankt Bernhard Pass schlängeln wir uns ins Aostatal. Schon fünf Mal war ich hier. Und jedes Mal sauge ich die klare Bergluft und den Duft der bunten Blumen auf. Die Artenvielfalt. Die Farbenpracht, die Unberührtheit findet man nur noch in wenigen Ecken dieser Welt.

Großer Sankt Bernhard Pass zum Sonnenaufgang
Großer Sankt Bernhard Pass zum Sonnenaufgang
Col de Pierre
Col de Pierre

Col de Pierre 2584 m

Nachdem die Sonne über den See am Großen Sankt Bernhard-Pass auf 2500 Meter aufgegangen ist, rollen wir nach Aosta und nehmen die Gondel der Pila-Bergbahn und einen Sessellift hinauf. Fliegen höhehaltend einen Flowtrail entlang. Bis wir einige Meter einem Forstweg folgend und auf einen steilen Bergpfad abzweigen. Und so schiebe ich mal wieder mein Rad dem Pass entgegen, solange bis wir im kühlen Wind auf dem Col de Pierre sitzen. Ziehe den Fullface-Helm über meinen Kopf. Die Protektoren an Knie und Ellbogen – und ab geht die Post! Ein Singletrail zieht sich durch die bunten Blumenwiesen. Knappe 2400 Tiefenmeter sind es bis Aosta. Nach dem malerischen Bergdörfchen Pont d’Ael folgen wir einem kleinen Pfad oberhalb einer gigantischen Schlucht, ehe wir die Zivilisation wieder erreichen. Bei über 30 Grad warten wir im Schatten auf den klimatisierten Bus, der uns zurück zum Parkplatz bringt und ersparen uns ein paar zu heiße Asphaltkilometer.

Ein kühles Bad gefällig?
Ein kühles Bad gefällig?
Aufstieg zum Fenetre du Durand
Aufstieg zum Fenetre du Durand

Monte Avril 3347 m

Ich scrolle auf meinem Handy nach dem nächsten GPX Track und wir fahren zum Ausgangspunkt. Dort stehen wir vor der Sperre des Katastrophenschutzes. Das Dorf Cogne ist seit Anfang Juli von der Außenwelt abgeschnitten. Ich steige aus und tappe dem Mann entgegen, der aus dem Baucontainer kommt. Bis Samstag 7 Uhr ist die Straße noch komplett dicht. Dann zeigt er auf meine nackten Füße auf dem heißen Asphalt und lacht mir zwinkernd zu. Ich komme zurück, winke ich zum Abschied. 

Und nun wohin? Eine Erinnerung steigt auf. Voriges Jahr, selbe Gegend. Vom Rad aus, einem Singletrail folgend, entdeckte ich einen wunderbar einsamen Stellplatz auf einer Höhenterrasse auf knapp 2200 m und schwor mir damals wieder zukommen. 

Und nun tue ich es. Mutterseelenallein sitzen wir zum Sonnenuntergang mit Kuhglockengebimmel und Murmeltierpfiffen hier oben.
Hier bleibe ich und kuschle mich erschöpft in den Schlafsack. 

Die Gipfelflanke des Monte Avril
Die Gipfelflanke des Monte Avril
Bikebergsteigen mit Hund im Aostatal
Bikebergsteigen mit Hund im Aostatal

„You have only 100 meters to the top!“, jubeln mir die drei Wanderer entgegen. „You are so strong and so crazy…“ Mit einem schmunzelnden Kopfschütteln blicken sie auf mich, keuchend, auf Mexx, der ungeduldig emporstrebt und auf mein Mountainbike, was leider nicht aus eigener Kraft rollen kann. In den letzten zwei Stunden hat mich die Stimme der Vernunft immer wieder angeschrien. „Dreh um! Und wenn schon nicht das, dann hör verdammt nochmal auf ein Fahrrad diesen bocksteilen, verblockten Geröllhang emporzuzerrren!“ Denn das tue ich seit über 1000 Höhenmetern. Seitdem auf knapp 2400 m der Weg an einer Alm geendet hat. Nein, ich geb nicht auf. Zähle in Hunderter-Schritten den noch verbleibenden Anstieg herunter. Kämpfe Schritt für Schritt, rutsche zurück, klemme mir das Rad unterm Arm oder schultere es, wenn das Gelände Schieben nicht mehr zulässt. Noch hundert Meter. 

Eiskalter See auf knapp 2800 m
Eiskalter See auf knapp 2800 m
Blütenpracht des Aostatals
Blütenpracht des Aostatals

Dann stehen wir oben inmitten der vergletscherten Riesen. Blicken in das Grand Combin Massiv mit Gipfeln über 4300 m. Hier gibt es nur Mexx, mich, mein Rad und den kühlen Wind. Die Quälerei ist vergessen. Vor Erleichterung kommen mir die Tränen, vor Dankbarkeit und Glück, endlich oben zu stehen, das erleben zu dürfen. Ich schließe Mexx in die Arme. Wir haben es geschafft. Naja, zur Hälfte. Tief durchatmend gönne ich mir ein paar ruhige Minuten, bevor ich mich an die zweite Hälfte wage: die Strecke retour. Aber diesmal im Downhill-Modus auf dem Rad. Nach neuneinhalb Stunden treffen wir wieder am Auto ein. Vorm Einschlafen murmle ich noch: „Nasentiger, das war brutal genial heute.“ Ein tiefes Brummen neben mir.

Passo Invergneux Endurotour
Passo Invergneux Endurotour
Enduro mit Hund im Aostatal
Enduro mit Hund im Aostatal

Passo Invergneux 2902 m

Die ersten Sonnenstrahlen erreichen den Gran Paradiso, also ich meinen Frühstückstee trinke – auf einem Parkplatz oberhalb von Cogne. Nun sind wir im zweiten Anlauf hier und starten zu einer Mountainbiketour, die als eine der Top 3 der Alpen gelistet wird. Vergleichsweise gemütlich trete ich bergauf, Mexx trottet noch im morgendlichen Schatten neben mir her. Immer wieder erwischt uns die kühle Brise eines Wasserfalls, den wir passieren. Ein MTB-Rennteam überholt uns, ein Dutzend Männer in hautengen Trikots mit Energygels in den Taschen. Nicht unser Tempo und wir planschen noch eine Runde im Fluss, bevor auch wir uns nicht länger vor dem anstrengenderen Teil des Aufstiegs drücken können. Die letzten 300 Höhenmeter werden in guter alter Schiebe- und Tragemanier zurückgelegt. Und oben, vom Pass weg erwartet uns eine Trailabfahrt vom Feinsten! Mexx nimmt noch ein kühles Bad, bevor wir uns im Schatten des Autos ein ausgedehntes Mittagessen gönnen.

Flowtrail deluxe
Flowtrail deluxe
Bergblumen
Bergblumen

Schreibe einen Kommentar

Menü schließen