Mit dem Altwerden ist es wie mit Auf-einen-Berg-steigen: je höher man steigt, desto mehr schwinden die Kräfte, aber umso weiter sieht man. (Ingmar Bergman)
Der Piz d’Agnel und die Tschima da Flix sind aussichtreiche, anspruchsvolle Wander-(etwas Kraxel)berge im Herzen des Errgebiets mit fantastischem Blick in die Berninagruppe – eine herrliche Bergtour mit Hund. Die Tagestour startet von der Alp Flix aus. Wir wählten jedoch die Wege des Piz Bernina Treks vom Albulapass aus. Diesen Teil hatten wir ausgelassen, weil wir die Umrundung der Berninagruppe und somit durchs Valmalenco liefen. So packte ich leichtes Biwakgepäck für eine Nacht und schon gings los. Tourenbericht für eine 2- Tages- Bergtour mit Hund auf Piz d’Agnel und Tschima da Flix von der Jenatsch-Hütte aus.
Kaiserwetter steht dieses Wochenende an. Wir wollten weg vom Trubel an den hohen Bergen der Berninagruppe und suchten etwas Abgelegenes und Ruhigeres… Am Samstagmorgen starten wir nahe des Albulapasses vom Parkplatz Crap Alv hinauf zur gleichnamigen Scharte. Steil bergab wieder ins Beverintal. Ein langes, schönes Tal mit tosendem Bergfluss.
Nachdem wir den breiten Talweg verlassen haben, schlängelt sich ein Pfad entlang des Beverin stetig bergan, bis man die Schweizflagge der Jenatschhütte im Wind wehen sieht. Eine Weile noch lief ich weiter, dann deponierte ich den großen Rucksack hinter einem Stein und zog mir die Laufweste an. Vier Fruchtriegel einstecken (wovon Fellnase zwei vertilgte), Wasser auffüllen und federleicht flog ich nach oben.
Die Farbenpracht der Berge hier ist sehr beeindruckend. Während der Pfad bald im weglosen Geröll endet und wir über Steigspuren mit Steinmännchen nach oben schnaufen, fällt mein Blick immer wieder zum blaugrauen Beverinsee und dem türkisen Schneesee oberhalb des mageren Gletscherrestes.
Wir gelangen zur Fuorcla da Flix und halten uns auf den niedrigeren der zwei Berge, den Piz d’Agnel, zu. Über Schutt geht es steil nach oben, die Kraxelstellen sind nicht der Rede wert. Ein weiter Blick bis zur Berninagruppe macht die Strapazen wieder wett.
Wieder hinab zur Scharte und ebenso über Fels und Geröll zum Westgipfel der Tschima da Flix (3301 m). Danach etwas abwärts dem Grat folgend zum Ostgipfel. Das Grattürmchen kann linkerhand (vom Westgipfel kommend) umgangen werden. Hier nicht zu sehr am brüchigen Fels des Türmchens festhalten! Kurz wird der Grat felsig und ausgesetzt. Steigeisenkratzer an den Steinen weisen den Weg – es geht genau obendrüber! Ich setze mich rittlings auf den Grat, um die Fellnase sichern zu können. Aber Herr Hund meistert das souverän und kraxelt über den Fels.
Der Weiterweg ist unschwierig durchs Geröll zum Gipfel. Und da lugt auch schon der Piz Picuogl (3333 m ) hervor. Eigentlich wollte ich diesen Gipfel noch „mitnehmen“, aber Fellnase fallen schon die Augen zu und ich bin auch nicht mehr taufrisch. Immerhin haben wir bereits über 1700 hm hoch und 540 hm runter in den Beinen. Auf dem Weg zum Piz Picuogl stünde eine nicht ausgesetzte, leicht begehbare Steilstufe als IIer-Kletterei an… Ich zügele meine Neugier und Abenteuerlust, Fellnase, ab nachhause! Auf selbem Weg geht’s im Schweinsgalopp wieder bergab. Die Tagesausflügler sind verschwunden und ich lasse Mexx frei laufen. Während ich weiter unten am Grat in die Scharte quere, trabt Herr Hund oberhalb entlang. Und guckt immer mal schelmisch hinter einem Felsen hervor, ehe er sich schwanzwedelnd ein Leckerli bei mir abholt.
Ziemlich geschafft und hungrig erreichen wir unser Nachtlager. Oberhalb kämpfen Steinböcke miteinander. Ich verkrieche mich bald in meine winzige Behausung, lese in einem Kletterbuch und schlummere ein. Am nächsten Morgen starten wir rechts spät (8:30 Uhr 😉 ) zur Fuorcla Silvretta. Wir queren den Hang und stapfen dann durch Geröll und Blockgelände hinauf, genießen staunend mal wieder die Aussicht. Der Abstieg zum Sulvrettapass wird etwas felsiger und kraxeliger, aber mit ein wenig Unterstützung kein Problem für den Vierbeiner. Bald erreichen wir das Beverintal und hecheln erneut hinauf zur Fuorcla Crap Alv, pausieren am See unterhalb, ehe wir am frühen Sonntagabend wieder am Parkplatz landen.
Bergtour Piz d'Agnel & Tschima da Flix mit Hund // Herausforderungen
- früh starten! Von der Jenatschhütte aus natürlich entspannt (ich brauchte ca. 4 h hin und zurück) Startet man als Tagestour von der Alp Flix aus, sollte man mindestens 8 h einplanen. Diverse Tourenberichte gibt es auf hikr.org.
- Ausreichend Wasser mitnehmen – weiter oben im Geröll erwischt man nur mit viel Glück noch ein paar Schneefelder
- größtenteils Laufen in Geröll, Blockgelände, vereinzelt etwas Kraxeln, nur bei dem Ostgipfel der Tschima da Flix gilt es ausgesetzt auf dem Grat entlang zu krabbeln. Der Fels ist dort sehr fest und es gibt ausreichend Tritte und Griffe.
- Die IIer Stelle am Piz Picuogl konnte ich leider nicht persönlich betrachten (aufgrund … Faulheit und Hunger 😉 ), aber in den Tourenberichten ist sie recht harmlos beschrieben. Gern probieren, umkehren geht immer.
Weitere Tourenberichte von Bergtouren mit Hund:
- Skihochtour mit Hund: Monte Cevedale (3769 m) Überschreitung im Hochwinter
- Bike & Hike: Vordere Kendlspitze mit Hund (3085 m)
- Klettersteig mit Hund: Vallon Bianco (2686 m) in der Fanesgruppe
- Bergtour mit Hund: Großer Rautkofel in den Dolomiten
- Zuggeschirr für Hunde im alpinen Gelände
- Bergtour mit Hund: Hochwand (2715 m) – Mieminger Kette
- Klettersteig mit Hund: Monte Cristallino di Misurina
- Klettersteig Scalette im Rosengarten mit Hund / Scalette Weg auf Cima di Lausa & Cima Scalieret
- Klettersteig mit Hund: Rotwand in den Dolomiten
- Klettersteige Piz Duleda und Heiligkreuzkofel mit Hund
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